24 Mai 2020

Rebell in Turnschuhen

Ich bin ja schon mit wenig zufrieden. Vor allem, wenn es um amerikanische Unterhaltungs-Durchschnitts-Kinoware geht. Da freue ich mich schon, wenn die Handlung einigermaßen stimmt und die Charaktere zumindest optisch überzeugen. Umso amüsierter schaute ich deshalb den Film »Stick It« an, der hierzulande seit dem Sommer 2006 unter dem Titel »Rebell in Turnschuhen« vermarktet wird.

Heldin des Filmes ist eine ziemlich cool und rotzig auftretende 17jährige namens Haley, die mit ihrem BMX-Rad oder mit dem Skateboard alle möglichen knallharten Tricks drauf hat. Klaro, sie trägt auch am liebsten T-Shirts von den Ramones oder von Black Flag – ob die Schauspielerin wusste, was sie da trug? – und grüßt ihre Kumpels mit dem Teufelszeichen der Metal-Fans. Sehr amüsant alles ... so ein bisschen Avril-Lavigne-mäßig, mit Schlabberhosen und Kapuzenpullis.

Dummerweise wird das extrem unangepasste Mädchen, das mit seiner allein erziehenden Mutter nur Ärger hat, von den Cops geschnappt, nachdem es erheblichen Sachschaden angerichtet hat. Sie hat die Wahl zwischen dem Jugendknast und einer Sport-Turnschule unter einem Trainer namens Burt Vickerman – der wird übrigens von Jeff Bridges gespielt, den ich vor allem aus »The Big Lebowski« so richtig gut in Erinnerung habe.

Die Regeln des amerikanischen Jugend- und College-Films verlangen eigentlich, dass die Hauptdarstellerin im Verlauf des Films ihre Liebe findet (idealerweise ein Junge aus guter Familie), sich mit den zerstrittenen und geschiedenen Eltern versöhnt und sich letztlich so in die Gesellschaft eingliedert. Und natürlich hat ein solcher Film, in dem es unter anderem um Sport geht, auch die Aufgabe, viele aufsehenerregende Action zu zeigen.

Das tut er. Mit der Anpassung der Hauptheldin klappt es aber nicht so. Die bleibt nämlich auch im Turnunterricht unangepasst bis zum Gehtnichtmehr. Zwar zeigt sie allen, das sie es richtig gut kann, aber: Sie streitet mit ihrer Mutter rum, dass es kracht, sie behandelt ihre Kumpels wie zwei echte Kumpels, und sie zettelt sogar eine echte Revolte der Turnmädels an. Das fand ich echt klasse!

Klar: Es gibt tolle Turn-Szenen zu sehen, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich das mal interessant finden könnte. In dem Film passt es. Den Zickenterror zwischen den einzelnen Sportlerinnen fand ich ebenfalls gut dargestellt, dazu krachen Metal und HipHop jugendkompatibel aus den Boxen.

Der Film ging hierzulande komplett unter oder wurde gleich verrissen. Man muss ihn auch nicht kennen und schon gar nicht gesehen haben. Aber man ärgert sich auch nicht darüber – es ist auf jeden Fall der Beweis dafür, dass auch amerikanische Klischeefilme aus den eigenen Klischees ausbrechen können. Nett ...

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Zu »Rebell in Turnschuhen« gibt's natürlich auch einen Trailer. Hier:

https://www.youtube.com/watch?v=3K4MYp6_Zg0