09 März 2019

Manuskripte bewerten lassen

Zu den Dingen, von denen sich Verlagsleute in diesen Monaten immer wieder faszinieren lassen, zählen »Big Data« und weitergehende Analysen. Es wäre schließlich einfacher, wenn man mehr Bestseller hätte, um die hohen Kosten, die ein Verlag nun mal mit sich bringt, besser wieder einzuspielen.

Dummerweise lassen sich Bestseller kaum planen. Wenn man einen Autor oder eine Autorin hat, die immer »funktionieren«, fällt das vielleicht einfacher; eine Garantie für die Zukunft ist das trotzdem nicht. Und Planbarkeit wäre doch zu schön.

In der Ausgabe 9 des »buchreport.express«, die am 28. Februar 2019 erschienen ist, wurde ein Interview mit Alexander Woge veröffentlicht. Er ist Geschäftsführer einer Firma, die als »Verlagsdienstleister« antritt. In diesem Interview geht es um Künstliche Intelligenz und wie man sie in Verlagen einsetzen kann. Das Thema scheint derzeit sehr viele Menschen in den Verlagen umzutreiben.

Woge formuliert es sehr schön: Er sehe »spannende Entwicklungsmöglichkeiten … auch im Bereich der Textanalyse«. Dabei gehe es um die »semantische Analyse« von Texten. Noch konkreter: Man könnte also ein Manuskript »anhand von bestimmten Modellen bewerten lassen«, bevor man es von einem Lektor »eingehend begutachten« lässt.

Die schöne neue Welt der Bücher, es ist der Traum vieler Verlagsleute. Man könnte vielleicht sogar die Lektorate weitestgehend einsparen, man könnte ganz viel »outsourcen«, und man könnte vor allem irrsinnig viel Geld sparen.

Wie schön wäre es, könnte ein Verlag nur die Romane veröffentlichen, die sicher funktionieren! Wie schön wäre es, könnte man so veröffentlichen, dass man keinen Ausschuss hätte und nur Erfolge! Ich sehe sie schon seit Monaten genau so denken und überlegen, die Krämerseelen, die sich »Verleger« nennen und nur an Geld denken, nicht aber an Inhalte.

Was mich bei all diesen Gedanken immer tröstet: Solange es Autorinnen und Autoren gibt, die einfach schreiben, was sie wollen, und Leser/innen, die in der Lage sind, selbst zu denken und selbst nach ihrem Stoff zu suchen, solange können die Computer und die Künstlichen Intelligenzen noch nicht die Literatur übernehmen!

1 Kommentar:

RoM hat gesagt…

Sali, Klaus.
Persönlich kann ich niemanden ernst nehmen, der sich überzeugt gibt, daß Kreativität reproduzierbar wäre. Einmal davon abgesehen, welche Kulturschätze unter die Tische gefallen wären, hätte es solche Ansprüche bereits früher gegeben.
Kunst ist kein Billy-Regal - nur so als Memo an all die Optimierer...

"Angestrebte Perfektion ist die Negation jeder Kreativität & somit dem Tode sehr ähnlich."
(Myrelle Minotier)
bonté