14 März 2019

Das digitale Dachau

Im Januar 1986 veröffentlichte der Heyne-Verlag eine Anthologie, die den auffälligen Titel »Das digitale Dachau« trug. Sie wurde von Wolfgang Jeschke zusammengestellt und präsentierte eine umfangreiche Auswahl an internationaler Science Fiction – nicht nur aus dem englischsprachigen Raum.

Warum ich mich immer wieder gern daran erinnere, hat einen einfachen Grund: Von mir ist die Kurzgeschichte »Sternfahrt« enthalten, die ich zwei oder drei Jahre zuvor beim Heyne-Verlag eingereicht hatte.

Mit den Autorinnen C. J. Cherryh und Kate Wilhelm sowie den Autoren George R. R. Martin und Ian Watson sind in dem Buch Leute vertreten, die schon damals zu den großen Namen gehörten. Sie gewannen in jenen Jahren Preise und wurden nicht nur in den USA mit umfangreichen Romanen veröffentlicht. Heutzutage dürften auch die meisten Genreleser nur noch den Namen von George R. R. Martin kennen – und das nicht wegen seiner Science Fiction, sondern wegen seiner Fantasy.

Darüber hinaus ist eine Reihe von Autoren in dem Buch zu finden, die ich nicht kannte und deren Namen mir bis heute nicht viel sagen. Sie stammten aus Italien und Russland – aber ich wüsste beispielsweise heute mit Giuseppe Pederiali nichts mehr anzufangen. Man muss fairerweise sagen: So dürfte es diesen Autoren damals mit den Namen aus Deutschland gegangen sein.

Hans Zakel kannte ich immerhin; er schrieb für viele Fanzines und hatte auch in meinem eigenen Fanzine veröffentlicht. Die anderen Namen waren mir teilweise sehr fremd.

Insgesamt aber hatte Wolfgang Jeschke ein Taschenbuch zusammengestellt, dessen Mischung einiges an Überraschungen bot. Die bekannten amerikanischen Autorinnen und Autoren sorgten dafür, dass auch unbekannte Leute wie ich in der Anthologie veröffentlicht werden konnten.

Ich war damals extrem stolz auf die Veröffentlichung, erinnere mich aber noch gut daran, wie wenig mein soziales Umfeld damit anfangen konnte. Weder meine Verwandtschaft noch die Leute im örtlichen Jugendzentrum fanden das spannend.

Das Problem mit den Filterblasen, die nicht immer passen können, gab's also schon damals ...

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