Was für eine schöne Idee: Der amerikanische Schriftsteller Philip José Farmer, dessen Romane ich in den 80er-Jahren sehr gern las, verbindet in einem Roman den Mythos um Sherlock Holmes mit den Geschichten um Tarzan. Ich mag so etwas ja, nicht jeden Tag, aber immer mal wieder.
Deshalb dauerte es auch seine Zeit, bis ich den Roman »Sherlock Holmes und die Legende von Greystoke« endlich lesen konnte. Erschienen ist er bereits vor einigen Jahren im kleinen Atlantis-Verlag. Ich habe mich bei der Lektüre des schon in den 60er-Jahren verfassten Kurzromans sehr amüsiert.
Zum Inhalt nur so viel: Sherlock Holmes und Dr. Watson sind zur Handlungszeit bereits Pensionäre und haben kein Interesse mehr daran, sich mit Mord und Todschlag zu beschäftigen. Doch weil der Erste Weltkrieg ausgebrochen ist, braucht das Empire dringend ihre Dienste. Die beiden alten Recken müssen nach Afrika aufbrechen – wo sie über dem Dschungel abstürzen. Dort treffen sie dann Tarzan ... wen sonst?
Seien wir realistisch: Viele Details dieses Romans werden einem Leser nur klar, wenn er schon einmal vom Mythos des Wold-Newton-Kometen gehört hat. Nicht bekannt? Dann wird's jetzt knifflig.
Dieser Komet ging 1795 in einem bestimmten englischen Dorf nieder und veränderte die Anwohner. Die Nachkommen der Dorfbewohner verstreuten sich in alle Welt. Von ihnen leiten sich praktisch alle Helden der Unterhaltungsindustrie her, vor allem aus der frühen Ära der Pulp-Geschichten.
Die Weltenforscher Allan Quatermain und Professor Challenger gehören ebenso dazu wie der Detektiv Philip Marlowe und der Geheimagent James Bond, der französische Kriminalist Arsène Lupin oder der Ermittler Nero Wolfe. Wer das jetzt nicht versteht, möge den entsprechenen Wikipedia-Artikel lesen, wird aber dann auch Probleme mit dem hier vorgestellten Roman haben.
Denn leider helfen das Nachwort von Win Scott Eckert und das Vorwort von Christian Endres nur bedingt weiter. Dem »normalen« Leser bleibt so eine eher abstruse Geschichte mit Sherlock Holmes und Tarzan, die sich nur mühsam in bisherige Serienkonzepte einbinden lässt. Für Fans von Genregeschichten, die »über« den eigentlichen Genres stehen, ist das ziemlich klasse; die meisten Leser dürfte das ratlos zurücklassen.
Also ... von mir nur eine eingeschränkte Empfehlung: Wer den Roman lesen mag, muss unbedingt auch das Vor- und Nachwort lesen. Sonst ist er oder sie verloren ...
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1 Kommentar:
Wikipedia dazu:
https://en.wikipedia.org/wiki/Wold_Newton_family
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