Man sagt ja oft, das Gegenteil von gut sei gut gemeint. Das trifft auch auf Comics zu. Ich freute mich sehr auf den Comic »Geronimo« und war hinterher streckenweise enttäuscht. Dabei ist der Ausgangspunkt alles andere als schlecht: Die Geschichte des großen Anführers der Apachen, der die Indianer des amerikanischen Südwestens in ihre letzten Kämpfe gegen die Weißen führte, sollte aus seiner Sicht erzählt werden.
Das gelingt streckenweise ganz gut. Geronimo wird als junger Mann gezeigt, dessen Familie um 1850 von den Mexikanern ausgelöscht wird. In der Folge schwört er Rache und beginnt einen unbarmherzigen Krieg gegen Mexikaner und später auch gegen Amerikaner. Erst 1886 kapitulieren die letzten Kämpfer unter seiner Führung; schnell brechen die Amerikaner alle Versprechungen und verbannen die Überlebenden nach Florida.
Wer die Geschichte nicht kennt, dürfte mit dem Szenario von Matz seine Probleme haben. Zwar merkt man dem Autor sein Bemühen an, die Geschichte aus Sicht der Apachen zu erzählen, gleichzeitig aber schreitet die Handlung in großen Sprüngen voran.
Wer sich auskennt und die entsprechenden Namen einzuordnen weiß – wie ich –, sollte damit gut klarkommen und wird die Geschichte auch spannend finden. Wer aber nicht weiß, wer Mangas Colorado, Cochise oder die jeweiligen Generäle waren, wird womöglich seine Schwierigkeiten haben.
Ähnliches gilt für die künstlerische Umsetzung. Zeichnet Jef Landschaften oder große Panorama-Szenen, fängt er damit die faszinierende Gegend des amerikanischen Südwestens ein. Sobald er Gesichter nimmt oder detaillierte Action zeichnet, wird er skizzenhaft, sogar grob; die Gesichter verwandeln sich in Fratzen. Mag sein, dass dies mit Absicht geschieht, mich hat es auf jeden Fall nicht angesprochen.
Was bleibt, ist ein spannender Comic, der auf 120 großformatigen Seiten die Geschichte eines unbarmherzigen Krieges erzählt. Ob man ihn sich kauft, mag jeder selbst entscheiden. Ich finde, die Leseprobe auf der Internet-Seite des Splitter-Verlages ist hierfür ein sehr gutes Hilfsmittel.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen