22 Juli 2015

Einige Sätze zu Griechenland

Ich bin ja nur der Sohn eines einfachen Arbeiters, komme vom Land und habe nie studiert. Also sind mir komplizierte politische Vorgänge meist zu komplex. Aber wenn ich mir die Rettungspolitik und das Brimborium rings um Griechenland so anschaue, stelle ich mir halt meine Fragen.

Da ist also ein Land, das schlecht gewirtschaftet hat und voller Schulden steckt. Um dem Land zu helfen, hat man seinen Bewohnern ein Programm verordnet, das seit fünf Jahren andauert. Im Verlauf des Programms stiegen die Armut und die Arbeitslosigkeit, die Wirtschaft brach ein, und Steuern zahlte praktisch keiner mehr.

Damit das Land wieder auf die Beine kommt, werden die sogenannten Maßnahmen noch weiter verschärft. Das soll also helfen, sagt man uns, damit die »Pleitegriechen« nicht unser hart erarbeitetes Geld verschwenden.

Wenn also ein Rentner nur noch halb so viel Rente erhält, floriert nach dieser Logik die Wirtschaft. Wenn ein Student weiß, dass er hinterher keine Arbeitsstelle bekommt, wird er sich nach dieser Logik noch mehr anstrengen. Und ein Unternehmer, dessen Kunden kein Geld mehr haben, wird zu horrenden Bedingungen neue Kredite aufnehmen, um zusätzlich zu investieren.

So »alternativlos« stellen sich das unsere Politiker vor. Ich habe ja nicht so viel Ahnung wie die, ich hab' ja nicht studiert, weder Jura noch Politikwissenschaften oder was immer die Politiker so auf der Uni zusammenstudiert haben. Aber dass die eben geschilderte Rechnung nicht aufgeht – dafür brauche ich kein Studium.

3 Kommentare:

Jim hat gesagt…

Das Problem ist ja aber auch, dass es so wie bisher auch nicht weiter geht. Etwas ändern muss sich also definitiv.

Hans Franke hat gesagt…

Jup. Das Problem ist aber nicht Griechenland, sondern die Wirtschaftssteuerung und die Teilhabe. Griechenland ist jetzt nur das Beispiel, das es extrem offensichtlich macht, dass die Logik die im kleinen Masstab funktioniert auch Gesammtgesellschaftlich klappt.

An der modernen Konsumgesellschaft fuehrt kein Weg vorbei. Sie ist die Grundlage jeden Menschen ausreichend versorgen zu koennen. Also muss dafuer gesorgt werden, dass der Einzelne dieses Angebot auch wahrnehmen kann und dadurch den Kreislauf in Betrieb haelt. Die kann nur durch ausreichende Entlohnung *und* entsprechende Grundversorgung geschehen

Geld ist eh eine virtuelle Sache die kuenstlich in den Kreislauf eingeblasen wird. Das ist bei den jetzigen Massnahmen so und wird auch in Zukunft so sein - nur die Stelle der Infusion muss feiner und dezentraler gesetzt werden.

Thomas Kluge hat gesagt…

Ich beobachte das schon länger, auch schon 2010-2012, und jetzt wieder seit Januar.

Gerade damit sich etwas ändert, haben die Griech/innen ja Syriza gewählt. Leider hatten sie keine Luft zum Atmen um ihre Reformpolitik anzugehen. Dann könnten wir am Resultat urteilen, ob ihr Ansatz funktioniert. Die einzige Bedingung wäre eine Schuldenumstrukturierung gewesen, da der Staatshaushalt bereits ausgeglichen war.

Letztlich waren nur die Ratenzahlungen an IWF und EZB nicht aus eigener Kraft zu leisten, weshalb neue Kredite nötig wurden, wenn man diese Zahlungen nicht streckt.

Statt einer Umstrukturierung wurde nun ein neues Memorandum-Monster für Milliardenkredite geschaffen und europäische Werte und demokratische Grundsätze mit Füßen getreten. Oder was soll man davon halten, wenn eine Regierung ihre Gesetzesvorlagen erst von EU/IWF-Beamten absegnen lassen muss?

Das Aberwitzige ist ja, dass man nicht um eine Art von Schnuldenschnitt herumkommen wird, wie inzwischen alle zugeben. Von Januar bis Juni, genauer bis zur Ankündigung des Referendums, leugneten das noch alle. Die Europäer versuchten sogar eine Veröffentlichung eines entsprechenden Expertenberichts des IWF zu verhindern.

Das hätte man im Januar noch viel einfacher haben können. Es ist echt zum Heulen.