05 November 2013

Escapado und kein Peinlich-Emo

Der Begriff Emocore hat sich im Verlauf der vergangenen zwanzig Jahre in ein Schimpfwort verwandelt – zumeist assoziiert man mit diesem Begriff heulsusige junge Männer mit peinlichen Frisuren und viel Kajal um die Augen. Wie falsch ein solcher Eindruck ist, merke ich immer dann, wenn ich die Platte einer guten Emo-Band anhöre.

In diesem Fall handelt es sich um Escapado, die sich bereits vor zwei Jahren auflösten, die aber mit ihrer dritten Platte noch mal zeigten, dass Emo sehr wohl sehr gut und sehr unpeinlich sein kann. Die Platte hatte den genialen Titel »Montgomery Mundtot«, kam bei Grand Hotel van Cleef heraus und überzeugt mich komplett.

Dass sich die Band vorher massiv umgruppiert hat, merkt man zwar – der Sänger hat gewechselt. Aber der Sound ist nach wie vor komplex und packt einen, die Stücke sind gut komponiert und abwechslungsreich, und die Texte sind so, dass man sie einerseits gut anhören, sie andererseits aber auch gut nachlesen kann.

Die Gitarren brettern, der Sänger brüllt sich mal die Seele aus dem Leib und wechselt dann wieder zu gelungenen Melodien, das Schlagzeug kracht gut dazu – manchmal wült sich die Melodie geradezu durch den Lärm, als sei sie eine Pflanze, die durch den Straßenbelag wächst. Das ist emotional im besten Sinne, und da stört es mich nicht, dass die Stücke erst beim dritten oder gar vierten Anhören ins Ohr fräsen.

Schade ist ja schon, dass sich die Band nach »Montgomery Mundtot« aufgelöst hat. Wahrscheinlich war dann doch der eine oder andere Wechsel zuviel ... Aber mit den Platten hat die Band ein tolles Vermächtnis hinterlassen!

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Das Titelstück zur ESCAPACO-Platte »Montgomery Mundtot« gibt's als Youtube-Video. Hier:

http://www.youtube.com/watch?v=-V0Z8-cGJpM