Ich mag die Romane von Jakob Arjouni. Warum ich bislang nie einen seiner Kayankaya-Krimis gelesen habe, weiß ich allerdings nicht. Dieser Tage schmökerte ich »Kismet« durch, der bereits 2001 erschienen ist, und jetzt weiß ich noch weniger, warum ich nicht mehr dieser Romane kenne. (Na ja, das wird nachgeholt!)
Kemal Kayankaya ist Privatdetektiv in Frankfurt; als solcher schlägt er sich mal mit der Polizei, mal mit der Unterwelt herum. Der Roman »Kismet« beginnt damit, dass er zusammen mit einem Kumpel einem mehr oder befreundeten Kneipenwirt gegen fiese Geldeintreiber zur Seite stehen möchte – und ehe sich alle Beteiligten versehen, liegen zwei Tote in der Kneipe.
Was dann folgt, ist eine hektische Abfolge immer skurriler werdender Geschehnisse. Kayankaya kommt auf die Spur einer kroatisch-deutschen Mafia, die mit derben Methoden das Frankfurter Bahnhofsviertel übernehmen will. Derber als die üblichen, wohlgemerkt.
Es wird einiges geschossen, es geht viel zu Bruch; Kayankaya verliebt sich zwischendurch ein wenig, und am Ende liegen reichlich viele Leichen in einer Fabrik herum. Das ganze erzählt der Autor lakonisch und gelassen, mit einem passenden Gespürt für heftige Komik und klare Dialoge, dass es eine wahre Freude ist.
Irgendjemand hat Arjouni mit Chandler verglichen; das ist nicht falsch, was die trockene Sprache und das Herumstochern im Sumpf angeht. Sonst aber ist Chandler eleganter und zurückhaltender, was Sprache und Gewaltdarstellung betrifft.
Arjouni finde ich trotzdem ziemlich cool – und »Kismet« hat mich einige Lese-Abende hervorragend gepackt!
1 Kommentar:
Ich habe das Problem, dass ich mit Arjounis Figuren nie richtig warm werde - aber ansonsten macht er alles richtig und ist einer der besten Milieu-Schreiber, die wir in Deutschland haben! Ähnlich geht's mir mit Blettenberg, der auch cool ist: Dürfte dir ebenfalls gefallen.
Kommentar veröffentlichen