Irgendwie mag ich Filme aus Frankreich. Nachdem diese Woche der eher nachdenkliche »Small World« dran war, kam als Kontrastprogramm gleich »22 Bullets«. Das ist ein Mafia-Thriller mit Jean Reno in der Hauptrolle, wobei streng genommen die Mittelmeer-Metropole Marseille die eigentliche Hauptrolle spielt. (Kennt jemand noch »Der Mann aus Marseille« mit Jean-Paul Belmondo?)
Ein knallharter Gangster will sich eigentlich zur Ruhe setzen und sich nur noch um seine Familie kümmern. Doch ein Killerkommando richtet ihn in einer Tiefgarage mit 22 Kugeln hin. Jeder hält ihn für tot, aber die Ärzte flicken ihn wieder zusammen. Nach seiner Genesung nimmt der Mann den Rachefeldzug gegen die Täter auf; dabei ist ihm eine Polizistin auf den Fersen, die selbst ihre privaten Probleme hat.
Das wird heftig in Szene gesetzt. Leute werden derb zusammengeschlagen, Kugeln reißen tiefe Wunden, Stacheldraht zerreißt Fleisch. »22 Bullets« ist kein alberner Rodriguez- oder Tarantino-Gewaltfilm, sondern der Versuch, beinharte Realität auf die Leinwand zu bringen.
Hervorragende Schauspieler, eine beeindruckende Musik, dann aber wieder gelegentliche Schwächen im Dialog - der Film war eine Achterbahnfahrt. Niemand von uns langweilte sich, wir alle waren mit Faszination dabei.
Hinterher waren die Ansichten durchaus verschieden; der Film ist nicht jedermanns Geschmack. Letztlich ist er blutig und heftig, sehr ernst und gegen Ende ziemlich moralisch. Kein lustiger Streifen.
Der Film hat dennoch seinen dezenten Witz. Gegen Ende hängt der Polizeichef, während er eine peinliche Rede hält, ein Bild des französischen Staatspräsidenten auf - sehr schön.
Und im Abspann werden die Mafia-Clans und ihre Darsteller aufgelistet. Einer der Clans ist dann der »Clan der Bullen«, sprich die Polizei wird als eigene Bande aufgefasst. (Es lohnt sich, Abspänne anzugucken ...)
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