Nur wenige hundert Meter von meiner Haustür entfernt gibt es eine winzigkleine Schuhmacher-Werkstatt. In einem Raum, der nicht viel größer ist als mein Arbeitszimmer daheim, sitzt ein türkisch sprechender Mann, der schon ein wenig älter wirkt, und leistet für gutes Geld hervorragende Arbeit.
Zu diesem brachte ich kurz vor dem Winter meine Stiefel. »Die sind nicht mehr gut«, sagte ich, zeigte auf die Sohlen und gab sie ihm. »Können Sie die reparieren?«
Er nahm die Schuhe, drehte sie in der Hand, betrachtete die völlig abgelatschte Sohle. »Für Arbeit?«, fragte er dann.
Kurz überlegte ich, ob ich ihm die Wahrheit sagen sollte. Dann nickte ich. »Ja«, log ich. »Die sind für die Arbeit.«
Er nickte, machte sich an die Arbeit, am nächsten Tag waren die Schuhe neu besohlt. Ich hatte kein schlechtes Gewissen angesichts meiner Lüge. Hätte der Mann verstanden, was ich meinte, wenn ich die Wahrheit gesagt hätte?
»Nein, das sind keine Arbeitsschuhe«, hätte ich gesagt. »Das sind meine Tanzschuhe. Für Pogo.«
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