Donnerstag im November, am späten Nachmittag: Ich fuhr in den Schwarzwald, zurück in die alte Heimat. Es war der Tag, an dem in diesem Jahr 2010 der Winter über das Land hereinbrach. Glaubte ich dem Verkehrsbericht, tobte ein mittleres Verkehrschaos im Land.
Ich kam gut durch, und das lag sicher daran, dass ich eine gute Beschallung hatte: Im Autoradio lag ein Hörbuch aus dem Diogenes-Verlag, die Erzählung »Maigret und Mademoiselle Berthe« von Georges Simenon. Ich mag die Maigret-Romane des französischen Klassikers, und ich habe darüber schon gelegentlich geschrieben; diese Erzählung als Hörbuch zu konsumieren war eine interessante Neuerung.
Sie spielt nach Maigrets Zeit als offizieller Kommissar; der alte Polizist hat sich einigermaßen an das Nichtstun gewöhnt, als ihn der Brief einer jungen Frau aus der beschaulichen Ruhe aufstöbert. Er fährt nach Paris, wird in einen seltsamem Fall verwickelt und muss zwischen kleinen Gaunern und einer jungen Schneiderin ermitteln.
Es ist eine wunderbare Geschichte, ruhig erzählt und ohne Action, dabei mit viel Emotion für die handelnden Personen. Beeindruckend fand ich aber die Stimme: Gert Heidenreich spricht den Maigret so, dass man den massigen Polizisten quasi neben sich stehen sieht, dunkel und schwerfällig.
So trug mich Heidenreichs Stimme über verschneite Schwarzwaldstraßen. Und während ich mit meinem Auto die Schönegründer Steige hinaufrollte, immer schön vorsichtig, weil es ein wenig rutschig war, erfuhr ich alles über eine verzweifelte junge Frau und ihre Liebe zu einem kleinen Gauner. Stark.
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