Das New Noise Festival im beschaulichen Durmersheim (liegt zwischen Rastatt und Karlsruhe) war am gestrigen Samstag, 27. Juni 2009. Ich fand's klasse: Zwischen 500 und 800 Leute, die meisten Jugendliche, tummelten sich auf dem Gelände rings um das Jugendhaus der Gemeinde; die Skateboard-Rampen waren ständig belagert, und zwischen Ständen und Zelten war richtig was los.
Als ich ankam, hatte ich bereits die Karlsruher Bands The Equal Men und Ende Oktober verpaßt; das ist peinlich, weil das waren so ziemlich die einzigen Bands, die ich kannte. Ich lungerte im Merchandising-Zelt herum, futterte vegane Muffins und trank Bier, so daß ich mittags um 16 Uhr schon leicht bedröppelt war.
Idealer Zustand für meine erste Lesung im »Liedermacher-Zelt«: Anfangs saß ich dort mit drei Leuten, gegen Ende waren's trotz tropischer Hitze 15 Leute, die sich eine Kurzgeschichte und einmal »Maschinengewehr, sing!« anhörten.
Danach schaute ich mir im großen Zelt die Band The Haverbrook Disaster an: Sehr junge Leute auf der Bühne fabrizierten ein metallisches Hardcore-Brett. Vor der Bühne gab es einen Freiraum von acht auf acht Metern, in dem sich alle fünf Minuten für vielleicht 20, 30 Sekunden eine Gruppe von vier, fünf Typen tummelte. Die Burschen führten die neuesten »Hardcore-Moves« vor, Kampfsport- und Kickbox-Einlagen inklusive. Nun denn ...
Nach vielem Gerede und Gelaber pendelte ich ins Liedermacher-Zelt, um mir Tom Mess anzuschauen, der mit Wandergitarre auftrat, dabei aber nicht peinlich wurde. Es nieselte und regnete abwechselnd, und ich hatte schon die Befürchtung, das Festival fiele ins Wasser.
Das Wetter hielt sich, und später guckte ich bei Ende/Aus ins Musik-Zelt. Es war der erste Auftritt der Karlsruher Hardcore-Band: mächtiges Gebretter mit einem Sänger, der sich die Kehle aus dem Leib brüllte; war echt klasse.
Die nächsten Bands verpaßte ich wegen Bier und veganen Schnitzeln komplett. Das Vegan-Futter war lecker, verpaßte mir aber im Verlauf des Abends noch fiese Fürze. Mannomann. Meine zweite Lesung ging aber gut vorüber; immerhin hatten sich diesmal gut zwei Dutzend Leute eingefunden.
Von Trainwreck und Shipwreck A.D. bekam ich genug mit, um zu erkennen, daß es ziemlich metallischer Hardcore war. Die Belgier von Rise And Fall lieferten die Art von trockenem Hardcore, für die das Land bei mir langsam bekannt ist; auf die Dauer zu langweilig.
Immerhin war's jetzt so voll, daß die üblichen Spacken für ihre »Moves« kaum noch Platz hatten; vor dem Zelt übten einige supercoole Jugendliche aber die neuesten Hardcore-Tanzschritte ein. (Nein, das ist jetzt keine Satire. Ich dachte auch, ich traute meinen Augen nicht.)
Den Abschluß eines Konzerttages, von dem ich zwei Drittel komplett verlabert hatte, bildeten Have Heart, bei denen das Zelt buchstäblich kochte. Massenpogo und eine Flut von Stagedivern sorgte für heftige Stimmung. Die Band strotzte nicht vor Originalität, brachte aber schon die Energie rüber, die in den 90er Jahren von Bands wie Madball oder Sick Of It All verkörpert worden war.
Alles in allem ein schönes Festival
1 Kommentar:
Klingt nach einem (aufgeblähten) Fest der Sinne, bei dem allem Anschein nach Augen, Ohren, Mund und im Zweifelsfall die Nase ihren Spaß hatten. Aber ist doch schön, wenn Du zu der, in der Luft liegenden, Musik etwas beigasen konntest ;)
Kommentar veröffentlichen