Pozzolengo erwies sich – was uns nicht weiter überraschte – als kleine italienische Stadt mit verwinkelten Straßen, einem großen Platz in der Mitte, einer alten Burg im Hintergrund und einer verwirrenden Beschilderung. Langsam rollte ich durch die Straßen, aber das gewünschte Schild fand sich nicht am Straßenrand.
Wir hielten an einem kleinen Tabakgeschäft an und fragten nach. Radebrechend erläuterten wir dem jungen, freundlichen Verkäufer, dessen Englisch unwesentlich besser war als unser Drei-Worte-Italienisch, wohin wir wollten: In Sirmione hatten wir einen sehr leckeren Lugana-Wein gekauft, den die Weinkellerei Zenegaglia in Pozzolengo herstellte, und davon wollten wir einige Flaschen mitnehmen.
Der junge Verkäufer erklärte uns den Weg, wir verstanden ihn nicht so richtig, fuhren aber eifrig nickend irgendwann mal los. Den erwähnten Kreisverkehr fanden wir, die Straße nach links stimmte ebenfalls, die nächste Straße nach links kam mir falsch vor, weshalb ich sie ignorierte und lieber nach rechts abbog, um danach wieder nach links abzubiegen.
Da war nämlich ein kleines Schild: hellgrün auf dunkelgrün. »Carlo Zenegaglia« stand angeschrieben, und wir folgten ihm, um keine hundert Meter später im Hof einer Weinkellerei mit angeschlossenem Verkauf zu stehen. Eine sehr freundliche junge Frau sprach brauchbares Deutsch, und so klappte die Kommunikation trotz der peinlichen Nicht-Italienisch-Kenntnisse.
Sie zeigte uns die Weinflaschen, und wir waren irritiert. »Das Etikett sieht aber anders aus als das von dem Zenegaglia, den wir kennen.«
Jetzt war sie irritiert, verlor aber keine Sekunde lang ihre Freundlichkeit. »Oh, das ist die andere Zenegaglia-Weinkellerei, 200 Meter von hier. Wir waren früher mal eine Familie, aber dann haben wir uns getrennt ...« Sie verzog das Gesicht, das hörte sich nicht gut an. »Ich bin nicht böse, wenn Sie zur anderen Familie fahren.«
Wir winkten ab, beschlossen, einfach ihren Lugana zu probieren, und stellten fest, daß er ganz hervorragend schmeckte: sicher ein schlichter Wein – ich habe da eh nicht viel Ahnung -, aber einer, der eine leichte Säure aufwies und gekühlt super schmeckte. Ein toller Sommerwein also, ideal für die nächsten Monate.
Wir kauften eine Kiste und eine Flasche, diese von einem anderen Jahrgang, und rollten fast als Freunde vom Hof. An der anderen Zenegaglia-Familie fuhren wir dann nur vorbei, schauten auf das geöffnete Tor des deutlich größeren Geländes und gaben wieder Gas – einmal Zenegaglia reichte.
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