Vor einem Vierteljahrhundert habe ich mein Abitur abgelegt. Ich hätte dieses Datum vergessen und verpeilt, wenn man mich nicht per Mail und per Einladung daran erinnert hätte: Es gab eine Feier zu diesem Jubiläum, und sie fand im Bistro jenes Schulzentrums statt, das ich vor 25 Jahren zum letzten Mal betreten hatte.
Ich gestehe, daß ich haufenweise seltsame Empfinden mit mir herumschleppte, als ich im Auto nach Freudenstadt saß. Und als ich dann in diesem Bistro stand, das es 1984 noch nicht gegeben hatte, schaute ich die Meute von mir völlig unbekannten Menschen an und machte mir klar, daß es die Personen waren, mit denen ich jahrelang gefeiert und gelernt, gelacht und gestritten, gejubelt und getrauert hatte.
Eine halbe Stunde später war ich akklimatisiert. Ich hatte meine Klassenkameraden wieder getroffen und mit den ehemaligen Lehrern geredet (»Sie sind ja immer noch lebhaft wie damals«; aha, ist das jetzt ein Kompliment oder eher negativ zu verstehen?), ich trank mein erstes Bier (»eine Halbe« mit Alpirsbacher Klosterbräu, wie damals eben) und schlug mir den Magen mit Suppe und Nudeln und Salat voll.
Viele hatten sich stark verändert, viele waren sich sehr ähnlich geblieben. Die meisten waren verheiratet (einige auch schon wieder geschieden), und viele hatten Kinder, manche sogar gleich drei von der Sorte. Grundsätzliche charakterliche Eigenschaften hatten sich wenig verändert: Die Leute, mit denen ich vor 25 Jahren klargekommen war, fand ich auch jetzt noch sympathisch. (Und mit dem Kollegen, der damals in der Jungen Union gewesen war, stritt ich mich nach Mitternacht über Politik, als hätten wir wirklich 25 Jahre übersprungen.)
Es gab graue Haare, Halbglatzen und dicke Bäuche zu bewundern (außer »Otto« oder so, der 15 Jahre jünger aussah als wir alle – wie macht der das?), aber auch sehr viel Lachen und Fröhlichkeit. Aus den meisten war »was geworden«: Ärzte, Ingenieure, Lehrer, selbständige Unternehmer und so weiter.
1984 hatte ich mit struppigen Haaren und mit Sicherheitsnadeln im Revers meines zerrissenen Jacketts mein Abi-Zeugnis in Empfang genommen; ich hatte an keiner Abi-Feier teilgenommen und war auch nicht in der Abi-Zeitung mit Foto drin – ich wollte nur noch weg. 2009 fand ich es richtig schön, die alten Freunde und Bekannten wiederzutreffen. Auch ein Beispiel dafür, wie man sich ändert und älter wird …
1 Kommentar:
Wie nett...ich hoffe mein Klassentreffen wird auch so gut wenn wir 25 Jahre rum haben. Ich habe nämlich genauso gedacht...bloß schnell weg und ja keinen Wiedersehen ;-). Mittlerweile verfolge ich verschiedene Werdegänge auf Facebook, StudiVZ oder Xing.
Ich bin gespannt: Vielleicht gibt es für mich in 20 Jahren ein virtuelles Klassentreffen...schön bequem mit Webcams von Zuhause aus ;-)
Schöner Blog
lg. Hanna
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