Das meiste, was an sogenannter zeitgenössischer Literatur aus deutschen Landen erscheint, langweilt mich ungeheuerlich: Ich lese die Klappentexte in der Buchhandlung, ich schaue mir literarische Besprechungen im Feuilleton von Tageszeitungen an, ich blättere die Bücher teilweise durch – und kaum etwas interessiert mich.
Langeweile strahlt mich häufig an; Bücher, die von Menschen ohne jegliche Erfahrung verfasst worden sind. Kein Wunder, daß ich meist bei der Genre-Literatur strande. Gottseidank gibt's Autoren wie Hans Herbst, die zeigen, daß es hierzulande Schriftsteller gibt, die so schreiben, daß ich begeistert bin.
Der Mann, der mir peinlicherweise bis vor einem Jahr gar kein Begriff war, ist Jahrgang 1941, in den 80er und 90er Jahren schrieb er zahlreiche Kurzgeschichten, einige Reportagen und einen Roman. Gelesen habe ich im Herbst diesen Jahres endlich »Siesta«, erschienen im Pendragon-Verlag als Hardcover. Das Buch enthält zwei Dutzend Kurzgeschichten, die allesamt gut sind.
Die Inhalte stammen direkt aus dem Leben – und zwar dem der Unterschicht. Es geht um Gauner und »kleine Leute«, um Verlierer und Säufer; es geht um Sex und Saufen, um Verbrechen und Gewalt, um Musik und Reisen. Manche Geschichten spielen in Hamburg, andere in Lateinamerika, in Frankreich und in den Vereinigten Staaten. Geschrieben sind sie in einem trockenen Stil, in dem kein Wort zu viel ist und in dem alles paßt: lakonisch, auf den Punkt und immer treffend.
Das Buch ist ein Meisterwerk der kurzen Texte, das auch als Weihnachtsgeschenk für jedermann dienen kann, der Kurzgeschichten mag. Das Hardcover gibt's für 19,90 Euro, es umfasst 264 Seiten. Mein Tipp fürs Fest: Schenkt's euch selbst und verzichtet auf eine unnötige Platte.
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