Die Bundesstraße zwischen Rastatt und Karlsruhe kannte ich nach all den Jahren ziemlich gut. Ich wußte, an welchen Stellen des vierspurigen Abschnitts die Radarfallen zu befürchten waren, und ich wußte, mit welcher Geschwindigkeit man rollen sollte, um an keiner roten Ampel stehen zu bleiben.
Ich rollte an diesem Tag gerade mit gemütlichen 82 Stundenkilometern durch die Tempo-70-Zone, vorbei an einem Lieferwagen mit Reutlinger Kennzeichen, als von hinten eine dunkelgraue Limousine heranschoß. Der Fahrer fuhr dicht auf, bis ich nur noch seine Windschutzscheibe sah, als ob er mich von der Straße schieben wollte.
Ich rollte gemütlich weiter und überholte den Lieferwagen. Da auf der rechten Spur bald wieder ein langsam fahrender Wagen kam, blieb ich links; die Limousine hinter mir fuhr noch dichter an mich heran. Unsere Stoßstangen waren wohl keine fünf Zentimeter mehr auseinander.
Dann zog der Fahrer hinter mir nach rechts hinüber, schoß an mir vorbei, um dann hinter dem blauen Kleinwagen auf der rechten Spur zu »kleben«. Ich sah nach rechts: Das Gesicht hinter der Seitenscheibe sah aus wie ein blutroter Mond mit Schnauzbart.
Während ich den blauen Kleinwagen überholte und hinter einem BMW auf der linken Spur blieb, zog die Limousine wieder nach links und setzte sich hinter mich. Der Mann hinter mir fuchtelte bereits mit beiden Händen. Er tat mir leid.
Das Spiel wiederholte sich zwischen Durmersheim und der Neuen Messe etwa drei mal. Dann schaffte er es, mich rechts zu überholen, sich vor mir einzuordnen und dann zwischen mir und dem BMW weiterzufahren. Ich wechselte auf die mittlere Spur und hielt Tempo 82, beschleunigte nach der Tempo-70-Zone auf 120 und schaute zu, wie die graue Limousine alle drei Spuren benutzte, um mit geschätzten 150 Stundenkilometern nach Karlsruhe zu fahren.
Auf der Kaiserallee trafen wir uns wieder. In der engen Doppelspur fuhr ich auf einmal wieder hinter ihm. Und als er an der Sparkassen-Filiale einparkte, rollte ich mit gemütlichen 60 Stundenkilometern an dem Fahrer der grauen Limousine vorbei.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen