Vor zwanzig Jahren war Hardcore das geile Ding schlechthin: Hüpfen, Springen, Schreien, Schwitzen. Vor zehn Jahren ging es mir schon ziemlich auf den Nerv, und ich war längst wieder reumütig zum Punkrock zurückgekehrt, bunte Haare inklusive. Und gestern war ich zum ersten Mal wieder seit langem auf einem richtigen Hardcore-Konzert.
In der »Alten Hackerei« in Karlsruhe präsentierten sich drei Bands; als wir eintrudelten, hatte die erste ihre Pflicht schon erledigt. Schätzungsweise hundert Leute, davon vielleicht acht oder neun Frauen, füllten den Raum; viele mit Baseballkappen, viele mit betont cooler Miene. Es hat sich seit 1988 nicht viel geändert ...
Losing Streak aus Belgien und danach True Colors aus demselben Land bekamen wir noch mit: beides Mal Hardcore mit vielen Breaks, einem dynamisch auf der Bühne herumspringenden Sänger und derbem Gebrüll. Da paßte schon alles.
Bei der letzten Band war zeitweise sogar richtig was los: Ein Mob aus zwei Dutzend Leuten tobte vor der kleinen Bühne in rasendem Tempo - sehr cool. True Colors hatten auch einige richtig gute Stücke, die mir gefielen, mehr als bei Losing Streak. Warum man sich im Jahr 2008 immer noch Straight-Edge-Kreuze auf den Handrücken malt, erschloß sich mir allerdings nicht so ganz ...
Nicht klar komme ich ja mit dem seltsamen Verhalten, das sich in den letzten Jahren bei Hardcore-Konzerten verbreitet hat: Nach dem Stück wird geklatscht, höflich und adrett, da brüllt oder jubelt niemand. Und wenn die Band nach vierzig Minuten fertig ist und die Bühne verläßt, guckt das Publikum bedröppelt, klatscht noch mal und geht.
Ich hing noch zwei Stunden länger in der »Hacke« herum, trank mit der Handvoll von Bekannten, die ich kannte, noch ein bißchen Bier und kam gegen halb zwei Uhr auf die Straße nach Hause. Ein sehr gemütlicher Abend: Ich bin definitiv nicht mehr Teil dieser Szene, sondern nur noch Beobachter.
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