In den 70er Jahren war das Kaufhaus Nestle in Freudenstadt ein wichtiger Ort zum Einkaufen: Meine Eltern fuhren mit uns Kindern vom Dorf in die »große Stadt«, wir stellten unseren VW-Käfer auf den stets völlig zugeparkten Parkplatz, und dann bummelten wir über die drei Stockwerke des Kaufhauses.
Später hieß das Gebäude dann Kaufhaus Peters, in den 80er Jahren absolvierte meine Schwester darin ihre Lehre zur Einzelhandelskauffrau, und irgendwann zog das Kaufhaus Peters aus, um ein eigenes Gebäude zu erstellen. Seither scheint es mit dem großen Kaufhausbau abwärts gegangen sein.
Diese Woche war ich in Freudenstadt; aus weniger angenehmen Gründen ging ich durch den Hof des ehemaligen Kaufhauses, vorbei an mehreren fetten Hakenkreuz-Schmierereien und ausländerfeindlichen Beschimpfungen, vorbei an einigen wenigen geparkten Autos.
Im Untergeschoß des ehemaligen Kaufhauses hatte sich ein eher schmuddelig wirkender Supermarkt breit gemacht; mitten durch die ehemalige Verkaufsetage waren häßliche Wände gezogen worden. Die Geschosse darüber sahen leer aus, ich schaute von außen auf die grauen Fenster.
Das war geblieben: ein Haus in Agonie. Ich hatte nie geglaubt, daß ich einmal Trauer beim Anblick eines Kaufhauses empfinden konnte.
Und auf dem Mund hatte ich noch einmal den Geschmack des Apfelkuchens, für den das Restaurant im Kaufhaus Nestle immer berühmt gewesen war und den mir meine Mutter immer so gern geschenkt hatte ...
2 Kommentare:
Wieso habe ich nach diesem Eintrag auf einmal den Song "Häuser" von EA80 im Ohr ...
Irgendwie habe ich es verpasst beim Unicum-Seminar im November ein wenig mit Dir über diese mir ganz besonders am Herzen liegende Combo zu quatschen ...
Liebe Grüße aus Dortmund
Mirko
Mir hat es das Herz gebrochen zu sehen, wie die Stadt dieses Gebäude verrotten lässt! Habe 18 Jahre lang darin bzw. darüber gewöhnt, gross geworden! ��
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