31 Oktober 2006

Kritischer FANDOM OBSERVER


Seit es das Fanzine FANDOM OBSERVER gibt, berichtet es kritisch über Fanzines. Das finde ich gut, und mich stört es auch kaum, daß meine eigenen Schmierhefte vom Chef-Rezensenten immer verrissen werden. Da verwischen sich für manchen wohl die Eigenschaften des PERRY RHODAN-Chefredakteurs (dessen Produkte man einfach scheiße finden muß) mit denen des Fanzine-Machers und Gelegenheits-Schriftstellers ...

Trotzdem war ich sehr geschmeichelt, in der Oktober-Ausgabe des FO, wie das Heft in der Abkürzung genannt wird, eine ENPUNKT-Besprechung zu lesen. Und dann auch noch eine des Rezensenten Kurt S. Denkena, die nicht völllig negativ auffällt.

Das hat mich dann doch einigermaßen beeindruckt. Aus diesem Grund hänge ich sie hier in den Blog rein. Wer sie im Original nachlesen kann, schlage das Oktober-Heft des FO in der PDF-Form einfach auf Seite 4 auf ...

Im übrigen lohnt sich auch der gesamte FANDOM OBSERVER jedesmal. Ob gedruckt oder als PDF, das ist schon wieder egal.

30 Oktober 2006

Hurra! Gestohlen!

Wie unlängst in diesem Blog berichtet, scheiterte mein Versuch, mein altes Fahrrad irgendwelchen Schrottsammlern mit europäischem Akzent mitzugeben. Sie stellten es wenige Tage später wieder vor dem Dixie-Klo ab, das irgendwelche Handwerker neben unserem Haus errichtet hatten.

Da ich es nicht auf der Straße und vor dem Klo herumstehen lassen wollte, räumte ich das Rad wieder in den Hof. An genau die Stelle, wo ich es normalerweise immer abgestellt hatte. Da döste es die letzten Tage in Herbstsonne und Nieselregen vor sich hin.

Doch als ich gestern heimkam, fehlte das Rad endgültig. Es wurde offensichtlich gestohlen.

Na also!

Zumindest auf die organisierten Fahrraddiebe in Karlsruhe kann man sich noch verlassen ...

29 Oktober 2006

Drei Tage Dortmund


Von Freitag, 27. Oktober, bis Sonntag, 29. Oktober, war ich in Dortmund – als Dozent bei einem Seminar für Studentinnen und Studenten, die gerne Geschichten und anderes Zeugs schreiben. Das ganze lief im Rahmen des sogenannten LesArt-Festivals, was mir sehr schmeichelte: So stand mein Name tatsächlich zwischen B-Promis wie Meret Becker und Martin Semmelrogge.

Das Seminar selbst war lustig, und es machte Spaß. Unter Leitung von Claudia E. Kraskiewicz wirkten Kathrin Lange, Hartmut Kasper und ich als Dozenten; uns gegenüber saßen 21 Studierende. Eine bunte Mischung, die sich nicht nur auf die reinen Unterrichtsstunden beschränkte, sondern auch nach »Feierabend« anhielt: Nachts schlief ich nicht gerade viel, und nüchtern ging ich nie ins Bett.

Höhepunkt war in gewisser Weise eine Lesung am Samstag abend, in einem Theater in Dortmund – vielleicht folgt hierzu noch ein ausführlicher Bericht. Ich fing an, las eine Fantasy-Geschichte aus dem aktuellen »Magira« sowie eine Geschichte aus »Zwei Whisky mit Neumann«, dann kam Kathrin Lange, die aus ihrem aktuellen historischen Roman vorlas, und den Abschluß bildete der Berliner Autor Ambros Waigel mit sehr pointierten Geschichten aus dem popkulturellen Alltag.

Theoretisch könnte ich zwanzig Seiten über das Wochenende schreiben. Vielleicht tu' ich's noch. Aber nicht im Blog ...

26 Oktober 2006

Gedichte wie Schnellfeuer


»Das Schiff geht unter, Freunde / Ich habe schon lange keinen / Vernünftigen Menschen mehr getroffen.« So klingen die Texte von Volly Tanner, dem Enfant Terrible der ostdeutschen Literatur-Szene. Bisher habe ich von ihm zwei Bände mit Gedichten gelesen; ein Sachbuch liegt noch ungelesen im Stapel.

Jetzt aber das aktuelle Buch: »Bastardparadies« heißt es, erschienen im BuchBar-Verlag und sehr schick gestaltet. Das Format ist quasi quadratisch, die Gestaltung der Innenseiten sehr seriös und sauber, dazu gibt es attraktive Grafiken – die aber meist einen derben Unterton zeigen.

Wie auch die Gedichte Volly Tanners: Stilistisch hat er sich weiter entwickelt, seine Texte sitzen wesentlich besser als früher. Inhaltlich ist er sich treu geblieben; lakonische Aussagen, kurze Geschichten in lyrischer Form, ein sarkastischer Blick auf das ganz normale Leben in Deutschlands Straßen und Häusern.

Das gefällt mir sehr gut. Wer neue deutsche Lyrik mag, soll hier zugreifen – es lohnt sich. Das Buch hat 122 Seiten, ist unter der ISBN 3-001-7610-1 in jeder Buchhandlung zu beziehen und kostet zehn Euro.

25 Oktober 2006

Deutsche Soldaten schockieren mal wieder die Welt

Das war ja heute eine Aufregung in den Medien: Die BILD-Zeitung, das Fachblatt für aufgeregte Gefühle, präsentierte fünf Fotos, die deutsche Soldaten angeblich in Afghanistan aufgenommen haben. Dabei posieren die stolzen Landser – aufgenommen im Jahr 2003 – mit irgendwelchen Totenköpfen.

Natürlich sind alle fürchterlich aufgeregt, schockiert und entsetzt. Die Aufregung ist groß, und Politiker aller Parteien äußern sich betroffen bis zum Gehtnichtmehr.
Leichenspielchen sind in der Tat sehr geschmackslos, vor allem, weil das der Sicherheit der Truppe vor Ort nicht dient. Zwei Dinge verstehe ich bei der Diskussion aber nicht.

Erstens: Warum pisst keiner der BILD-Zeitung ans Bein? Immerhin sorgt erst deren Publikation dafür, daß auch der dümmste Muselmannen-Sprengstoffdepp mitkriegt, daß deutsche Soldaten seit 1945 nicht grundsätzlich schlauer geworden sind.

Zweitens: Und warum regen sich die Leute denn so auf? Es hat doch bitteschön niemand ernsthaft geglaubt, daß man Soldaten – ohnehin nicht gerade Schöngeister mit hohem IQ – in einen häßlichen Krieg schicken kann, ohne daß diese dabei verrohen.

Wundern kann ich mich an dem Punkt nur darüber, daß sich Leute über den Skandal wundern.

24 Oktober 2006

Wie wir einen netten Ausflug unternahmen ...

Den Begriff »Käschde« kannte ich bis vor wenigen Wochen nicht. Aber das änderte sich, als mir der Floh ins Ohr gesetzt wurde, wir könnten doch in der Pfalz frische Kastanien kaufen.

Und so fuhren wir am Sonntag, 22. Oktober, ins beschauliche Dorf Hauenstein im südlichen Rheinland-Pfalz, direkt im Pfälzer Wald also. Dort fand das Kastanien-Fest statt, also das »Käschde-Feschd«.

Wir futterten Kastanien-Muffins und Kastanien-Brot, wir kauften Kastanien-Schnaps und Kastanien-Likör, dazu Kastanien-Nudeln und tollen Ziegenkäse. Und wir amüsierten uns als gehässige Schwaben über den geilen Pfälzer Dialekt, der im Dorf im Pfälzer Wald natürlich unverfälschter klingt als bei den Besuchen der Pfälzer in Karlsruhe.

Ein herrlicher Ausflug bei tollem Sonnenschein!

23 Oktober 2006

Hämische Sprüche, schick garniert

Die Presse war in ihren Urteilen sehr gespalten: »Der Teufel trägt Prada« wurde mal gelobt, mal verrissen. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mir den Streifen selbst anzuschauen.

Am Freitag, 20. Oktober, saßen wir vor einem Haufen von Dorf-Trullas, die ständig kicherten, und neben einer Horde von Mädels, die ihr Taschengeld und/oder Friseurinnengehalt offensichtlich zu einer Nagel-Designerin tragen. Passendes Umfeld.

Immerhin blieben die Gören ruhig, während der Film lief. Wahrscheinlich waren sie mit den fiesen Sprüchen beschäftigt, die sich die Frauen im Film zeitweise an den Schädel warfen. »Ich bin nur noch eine Darmgrippe von meinem Idealgewicht«, finde ich absolut großartig und zynisch zugleich.

Der Film war komplett unterhaltsam und langweilte mich nicht. Meryl Streep überragt als Schauspielerin die anderen Akteure des Streifens – das war zu erwarten, das haben auch alle Journalisten geschrieben -, und Anne Hathaway als junge Assistentin sieht einfach klasse aus. Die Szene, in der sie als »dickes Mädchen« bezeichnet wird, empfinde ich deshalb als entsprechend amüsant.

Was bleibt: kein Film, den man sehen muß, aber auch kein Film, bei dem man sich ärgert. Das finde ich dann schon okay.

20 Oktober 2006

Kultur in einer RaumFabrik


Ich hatte noch nie von einer »Karlsruher Künstlermesse« gehört, was an meiner Ignoranz gegenüber sogenannter Kunst liegen könnte. Am Donnerstag, 19. Oktober, aber wurde die 16. Veranstaltung dieser Art veröffentlicht – und dann verschlug es mich doch einmal nach Durlach, wo diese Ausstellung stattfand.

Bau 33c der RaumFabrik – allein die Örtlichkeit hörte sich schon spannend an. Das Gebäude befindet sich auf dem Areal einer alten Fabrik, sieht aber schick modernisiert aus und beherbergt tatsächlich derzeit eine Ausstellung örtlicher Künstler.

Nette Leute waren da, unter anderem solche, die normalerweise in Karlsruher Punkrock-Kapellen ihr Unwesen treiben oder Punk-Konzerte (mit-)veranstalten. Und es gab wirklich Kunst zu sehen: viel Krimskrams, mit dem ich nichts anfangen konnte, einige komplett alberne Sachen, aber auch eine Reihe richtig geiler Skulpturen, die ich bewunderte.

Und es gab die »La Paloma«-Höhle, gebastelt von Till und einigen anderen Spießgesellen, in deren Umfeld es Bier und allerlei »harte« Getränke gab. Die Höhle war extrem schick gestaltet, es gab viele Bilder zu bewundern und neue Till-Hefte zu kaufen (ich Trottel hab' genau das verpaßt!), und es lief ein Video, in dem ein wunderbarer Rockband-Auftritt einer Bande von Knetfiguren zu sehen war.

Wenn das alles Kunst sein soll – ja ... ja, dann bin ich eben auch ein Kunstfreund.

19 Oktober 2006

Ein sinnvoller Nobelpreis

Ich habe 1984 mein Abitur am Wirtschaftsgymnasium abgelegt. Damals habe ich verschiedenes kapiert: Der gesamte Betriebswirtschaftskram ist mir zutiefst zuwider – aber er ist das, was letztlich die Welt am Laufen hält. Daran hat sich bis heute nix geändert; die Macht der Wirtschaft über die Politik ist eher noch gewachsen.

Umso besser finde ich, dass ausgerechnet ein 66 Jahre alter Ökonomieprofessor aus Bangladesch dieses Jahr den Friedensnobelpreis erhalten wird: Muhammad Yunus und seine Grameen Bank haben durch ihr geschicktes Wirtschaften wahrscheinlich mehr für den Frieden auf der Welt getan als Heerscharen von Friedenspolitikern oder Experten aller Couleur.

In den letzten Tagen habe ich einiges über die Mikrokredite gelesen, die Yunus' Bank vergibt. Das liest sich alles extrem kompetent und nachvollziehbar. Eine sehr gute Sache.

Fragt sich nur, wann auch in Deutschland solche Mikrokredite vergeben werden. Wer in diesem unserem Land arm ist, kriegt schließlich auch bei keiner Bank mehr einen Kredit oder sonstwie Hilfe. Insofern unterscheidet sich Deutschland kaum von einem Drittweltstaat irgendwo in Afrika oder Asien ...

18 Oktober 2006

Seltsame Schrottsammler in Karlsruhe

Letzte Woche war Sperrmüll in unserer Wohngegend. Die üblichen eher dunkel aussehenden Männer gondelten mit Lieferwagen, Mofas und Fahrrädern durch die Gegend, um abzugreifen, was die guten Bürger vor ihre Wohnblocks stellten.

Bei mir war es mein altes Rad. Ich tätschelte den grauen »Taifun«-Rahmen noch einmal, dachte noch einmal an die schönen Touren in den letzten zehn Jahren, seufzte tief und stellte es zum anderen Sperrmüll. Noch während ich mich umdrehte, packte es jemand in seinen Lieferwagen.

Gestern abend stand es wieder da. Direkt neben dem Dixie-Klo, das die Bauarbeiter neben dem Haus aufgestellt haben, lehnte mein altes Rad. Anscheinend war dem Sperrmüllsammler die Mühe zu groß gewesen, die Gangschaltung zu richten, den Sattel korrekt zu reparieren, ein Licht zu installieren und anderen Kleinkram zu erledigen. Wie ich auch ...

Hart. Nicht mal mehr auf Sperrmüllsammler kann man sich verlassen.

17 Oktober 2006

Zwei Offenburger unterwegs


Seit dem 1. August 2006 sind sie unterwegs: Rainer und Ernie, zwei mir persönlich bekannte Menschen aus dem Großraum Offenburg. Beide waren jahrelang aktiv im »Kessel« und dessen Umfeld; Rainer gab das Fanzine »Blopp« heraus, machte ein Platten-Label und organisierte unzählige Konzerte von Deutschpunk bis Hardcore und zurück.

Und jetzt haben sie sich in den Kopf gesetzt, mit dem Rad von Offenburg bis Delhi zu fahren, eine echt lange Strecke. Ich schaffe es mit dem Rad nicht mal bis nach Offenburg – deshalb finde ich so was beeindruckend. Respekt! Und natürlich drücke ich den beiden die Daumen, daß das ganze auch so klappt, wie sie es sich vorstellen.

Mittlerweile gibt es dank der modernen Technik die Möglichkeit, mit Hilfe eines Blogs über die Reise zu informieren. Das tun die beiden auch – und ich finde das lesenswert.

In den letzten Tagen kamen viele Fotos dazu. Mein Respekt stieg dadurch gleich weiter ...

16 Oktober 2006

»Tatort« gucken als Sonntagsprogramm

Es gibt wohl wenig Dinge, die spießiger sind, als jeden Sonntag auf der Couch rumzugammeln und den aktuellen »Tatort« zu gucken. Glaubt man den Einschaltquoten, tun das jede Woche Millionen von Bundesbürgern.

Wir haben's jetzt zum zweiten Mal gemacht. Aber nicht zu Hause auf dem Sofa, sondern in der Kneipe, genauer im »Kap« in Karlsruhe, einem Lokal, das ich seit mehreren Jahren frequentiere – aber meist in eher größeren Abständen.

Jetzt sind die Abstände kürzer, weil ich die Idee lustig finde: Eine Leinwand steht, ein Beamer produziert den neuen »Tatort«, es wird getrunken, gegessen, geredet, gelacht und geraucht, ohne daß jemand meckert, die Stimmung ist insgesamt entspannt und lustig.

Sagen wir nichts über die Qualität des neuen »Tatort«. Wenn was im Saarland spielt, findet man es in Karlsruhe schon allein wegen des Dialektes sehr lustig. Und die gesamten familiären Verwicklungen des einen Kommissars empfand ich ebenso als amüsant wie das Bier als schmackhaft – Fürstenberg Pilsener vom Fass, wenn ich mich recht erinnere.

13 Oktober 2006

Nachtrag zur Buchmesse

Einen Messebericht der anderen Art hat der Kollege Riffel (Exil-Freiburger, in Berlin lebend und dort eine sehr gute Buchhandlung mit-betreibend) in seinem Blog geliefert. Sehr schön.

Ich finde ohnehin, dass ein Blog-Eintrag, der mit den folgenden Worten beginnt, in meinem eigenen Blog verewigt werden soll: »Klaus N. Frick, Großmeister des Perry-Rhodan-Universums ...«

Schick!

Eine nicht hundertprozentig legale Kneipe

Was für eine famose Idee! In einem Karlsruher Vorort, dessen Namen ich sicherheitshalber nicht nenne, hat der gute Bekannte, dessen Namen ich sicherheitshalber auch nicht nenne, in seiner WG eine nicht hundertprozentig legale Kneipe eingerichtet. Und wir waren gestern zum ersten Mal da.

In einem geräumigen Zimmer standen Tische, Sessel und Stühle bereit, mehr oder weniger gute Musik bollerte aus den Lautsprechern (unter anderem Noise Annoys, whow!), und zwei Dutzend gut gelaunte Menschen aus allerlei Zusammenhängen lungerten dort herum. Es gab gut gekühltes Bier und leckeren Wein zu absolut niedrigen Preisen; andere Getränke nahm ich nicht so richtig war. Wer wollte, konnte sogar etwas zu essen bekommen.

Wir waren zu zweit da, wir tranken zwei Achtele Wein und zwei Bier, und es kostete nur sechs Euro. Dazu gute Stimmung und nette Leute - Herz, was willst du mehr? Ich glaub', da werd' ich jetzt Stammgast ...

11 Oktober 2006

Das neue OX ist da – cool!



Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift OX ist da – diesmal mit einem ungewöhnlich guten Cover. Ich finde solche Titelbilder deshalb besonders gut, weil sie sich aus dem üblichen Einheitsbrei von Musikzeitschriften meilenweit herausheben.

Im Inhalt gibt es neben diversen Plattenkritiken von mir ein Porträt des Labels Twisted Chords, das dieser Tage seinen zehnjährigen Geburtstag feiert. Übrigens sind die Homepage und der Shop von Twisted Chords jederzeit einen Besuch wert ... ich beziehe von da einen großen Teil meiner Platten.

Ebenso enthalten im neuen OX: die aktuelle Folge von »Und: Hardcore!«, dem dritten PETER PANK-Roman. Diesmal entwickelt sich der Held der Fortsetzungsgeschichte glatt zu einem Antifa-Aktivisten, wozu sicher einige Gläser Schnaps und mehrere Flaschen Bier beitragen.

10 Oktober 2006

Extrem schickes Buch


Street Art verbreitet sich tatsächlich immer mehr: Nicht nur in Berlin, Amsterdam oder New York finden interessierte Passanten häufig kleinformatige, oft ironische, meist aber interessante Kunst auf Häuserwänden, Litfaßsäulen oder auch Stromkästen – mittlerweile sehe ich so was sogar in Karlsruhe, wenn ich mit offenen Augen durch die Straßen gehe.

Das Buch »Street Art – Die Stadt als Spielplatz«, erschienen im Archiv der Jugendkulturen, zeigt auf über 200 großformatigen farbigen Seiten, was es derzeit alles an Straßenkunst gibt: faszinierende große Bilder ebenso wie kleine Aufkleber mit witzigen Motiven, mal gemalt, mal geklebt, mal als Collagen gestaltet.

Das Buch ergibt einen eindrucksvollen Streifzug durch eine neue Kunstrichtung, die mir sehr gut gefällt. Interviews mit einigen der Macher runden das Buch ab, das ist meist lesbar; die wissenschaftlichen Erläuterungen der Herausgeber Daniela Krause und Christian Heinicke, selbst diplomierte Gestalter, sind in dem unlesbaren Deutsch geschrieben, das man für so was anscheinend braucht. Schade.

Mit 28 Euro wirkt das Buch vielleicht auf den ersten Blick ein bisschen teuer – dieser Eindruck ist aber falsch. Das Material ist tatsächlich toll und in dieser Zusammenstellung geradezu preiswert präsentiert; ein komplett farbiges Großformat-Buch in dieser Optik kostet halt seinen Preis. (Mir ist klar, daß der normale Leser dieser Zeilen das Buch nicht kaufen wird, aber trotzdem ...) Sehr schön, sehr gut!

Mit der ISBN: 3-86546-040-2 in jedem Buchladen zu erhalten – oder eben direkt beim Archiv!)

09 Oktober 2006

Glubschauge, sei wachsam!


Nach einer anstrengenden Woche auf der Buchmesse einfach ein ganz kurzer Blog-Eintrag - mit einem wunderbaren Graffito aus Karlsruhe.

Gefunden habe ich das Glubschauge an einer Autobahnbrücke, die über die Alb hinwegführt. Beeindruckend, wie ich finde.

Ideal für einen Science-Fiction-Roman ... Vielleicht sollte ich darüber mal nachdenken.

08 Oktober 2006

Kinder, Leser, Mangamädels

Zu den irritierenden Beobachtungen bei einer Buchmesse gehört für mich, daß es wirklich Leute gibt - gerne Mütter im Öko-Outfit -, die allen Ernstes einen Kinderwagen durch das Gedränge schieben. Wie bescheuert muß man denn eigentlich sein, sich selbst und seinem Kind diesen Mörderstreß zuzumuten?

Interessant ist es, den Leuten zuzuschauen, die an unserem Stand die Bücher der Redaktion Militär- und Zeitgeschichte (hüstel) genauer anschauen. Das Buch "Spezialeinheiten" wird gerne von korpulenten Männern mit Schnauzbart und im karierten Hemd durchgeblättert. Und "Deutschland im Krieg" ... gerade sitzt ein Rentner-Ehepaar, beide zwischen 70 und 80 Jahre alt, an einem Tisch und guckt sich gemeinsam die Bilder von Reichsparteitagen, Leni-Riefenstahl-Filmen und "Kraft durch Freude"-Reisen an.

Nach wie vor seltsam finde ich 13jährige Mädels, die sich "sexy" anziehen. Die Manga-Mädels, die heute in Scharen unsere Halle bevölkern, sehen teilweise cool aus, teilweise extrem peinlich. Prinzipiell eine sympathische Jugendkultur, deren Rituale sich einem alten Sack wie mir natürlich weitestgehend entziehen.

Zumindest habe ich so immer etwas zu gucken auf dieser Messe ...

Der Club der kreischenden Hausfrauen

Sie trugen T-Shirts mit dem lustigen Aufdruck "Wir sind voll druff", sie waren meist rundlich und ältlich zugleich, und sie hatten schon schwer einen geschädelt, als sie als Kollektiv in der Bar einfielen: schätzungsweise fünfzig Hausfrauen, ein kompletter Kegelclub aus der süddeutschen Provinz.

Ich fühlte mich geschubst und bedrängt, und zeitweise überlegten wir uns, was passieren könnte, wenn diese Damen nach Lust auf Alkohol noch Lust auf weitere Abenteuer bekämen.

Taten sie nicht. Sie blieben laut und lustig und ansonsten brav. Einige Bier später reichte es mir dann doch.

Abende in Hotelbars sind anstrengend. Auch dann, wenn man eigentlich in aller Gemütsruhe die Messe ausklingen lassen möchte.

Zur Party bei den Eichborns

Eigentlich hätte ich ja Lust gehabt, aufs Old Styles Best-Konzert nach Mannheim zu fahren, aber dann war ich doch zu schlapp. Ebenso lustig, so fand ich, könnte es doch sein, im Frankfurter Südbahnhof mit Kollegen aus anderen Verlagen mal auf Kosten von anderen Leuten zu trinken.

Also fuhr unsere lustige Vierergruppe in die Frankfurter Südstadt, wo wir nach einigem Hin und Her sogar einen halbwegs offiziellen Parkplatz fanden. Gemeinsam eilten wir in Richtung Südbahnhof, wo der renommierte Eichborn-Verlag seine Messe-Party feiern wollte; die Eintrittskarten trug die einzige Frau in unserer Gruppe (die uns im übrigen auch gefahren hatte).

Um es kurz zu machen: Die Schlange vor der Party bestand aus schätzungsweise hundert Leuten, die in allen Stufen zwischen Stagnation und Frustration herumstanden und darauf warteten, daß sie in den duften Szene-Laden durften. Dieser war nämlich schlicht & ergreifend überfüllt.

Na toll.

Da will ich einmal auf Kosten anderer Verlage saufen und lasse sogar mein Auto stehen, und nicht mal das klappt. Also ab an die Hotelbar ... zum x-ten Mal in dieser Woche.

Das hat ja auch was gutes. Nach all den Jahren kennen mich schon die Leute an der Bar. Wenn mein Bier fast leer ist, bekomme ich bereits ein neues hingestellt.

07 Oktober 2006

Die große Müdigkeit in Messehalle 3.0

Würde ich meine Augen schließen (schlösse ich meine Augen ... für die Konjunktiv-Fans), fiele ich sofort in einen tiefen Schlaf: Ich bin hundemüde.

Der vierte Messetag ist angebrochen, und in meinen Ohren herrscht ein ununterbrochenes Brummen, während ich mich müde, verschwitzt und leidend fühle. Die üblichen Messekrankheiten, die es immer gibt, wie mir scheint. Zumindest hält sich die Erkältung in Grenzen: Gelegentliches Niesen und Naseputzen gelten hier als gesund.

Gestern abend hatte die Abteilung PERRY RHODAN (also wir ...) zu einer Party geladen, die bei uns dann eben Galaktisches Forum heißt. Sie fand in einem House-Club statt, zumindest glaube ich, daß die da House-Music auflegten. Der Club nennt sich Velvet-Club, ist mitten in der Frankfurter Innenstadt und wird von einer merkwürdigen Mixtur aus Schlipsträgern und Mittzwanziger mit Migrationshintergrund besucht.

Unsere Party selbst fand ich super. Ich hielt irgendwie eine Rede, bei der ich ohne Manuskript sprechen mußte, dann gab es essen und trinken, und als ich nachts um kurz vor eins aus dem Club rauskam, konnte ich praktisch nicht mehr sprechen.

Gottseidank gab es an der Hotelbar noch Bier, wobei es vielleicht nicht sonderlich klug war, zwischen ein uns zwei Uhr nachts noch drei Bier zu trinken. Erwähnte ich schon, daß ich heute sehr müde bin?

Noch ein Tag und der Rest von heute ...

06 Oktober 2006

"Du trägst ja wirklich 'nen Schlips"

Auf dem Weg von Halle sechs zu Halle drei ... Ich gehe mit dem Autor, Herausgeber, Übersetzer und Redakteur Michael Nagula über die Freifläche, vorbei an irgendwelchen Ständen, das Trommeln aus dem indischen Kulturzelt im Ohr, als mich ein bekanntes Gesicht grinsend stoppt.

Es ist Falko Löffler, seines Zeichens Computerspiel-Bastler, der mir stolz erzählt, dass er jetzt seinen Fantasy-Roman verkauft hat. Respekt!, das finde ich gut.

Er mustert mich von unten nach oben und zurück. "Du trägst ja wirklich 'nen Schlips", sagt er dann und grinst. Er hat die Texte im ENPUNKT-Blog gelesen und konnte sich eine Krawatte um meinen Hals nicht so richtig vorstellen.

So kann man sich irren. Ich würde mich selbst auf der Straße nicht erkennen, fürchte ich.

05 Oktober 2006

Begegnung der unheimlichen Art

Der Herr trug ein pinkfarbenes Hemd und eine violette Krawatte, unterm Arm schleppte er einen Haufen Broschüren, und auf seiner Brust hing das Namensschild mit Angabe eines Verlages, von dem ich noch nie zuvor gehört hatte.

Er sei von einem esoterischen Verlag, und er wolle mit uns zusammenarbeiten. Sein Verlag gehöre zu jenen Leuten, die sich für "freedom of speech" und "freedom of mind" einsetzten. Die CIA hätte schließlich viele Leute umbringen lassen, die UFO-Geheimnisse an die Öffentlichkeit bringen wollten. Sein Verlag bringe aber die Weisheiten der Überlebenden heraus, die sich überall weltweit versteckt hätten.

Er wirkte völlig nüchtern (ich würde so was nach dem zehnten Schnaps vielleicht auch erzählen), und ich wandte vorsichtig ein, daß ich meine Leser nicht mit so etwas konfrontieren wolle. Die sollten schließlich selbst denken und nicht den Gedankengängen einer Geheimwissenschaft folgen.

Daraufhin erläuterte er mir, daß ich dem "Y2K"-Plan folgen würde (oder so ähnlich), und daß ich letztlich die Weissagungen eines Forrester - oder so erfüllen würde, der der Menschheit einen 80-Jahres-Plan auferlebt habe. Das habe ich jetzt sicher nicht so wiedergegeben, wie er es mir erzählt hat, aber ich war gebührend beeindruckt.

Man führt schon spannende Gespräche im Rahmen einer Buchmesse.

In Sven Väths Club

Ich kenne mich nicht mit Techno-Läden und anderen Orten dieser Art aus. Gestern abend hatte ich aber einen offiziellen Termin im Coocoon-Club in Frankfurt, und das war schon rein optisch der Hammer. Der Laden gehört wohl Sven Väth, diesem bekannten Techno-DJ, und er sieht von der Inneneinrichtung aus wie die Zentrale eines Alien-Raumschiffes.

Veranstaltet wurde die Party von einem unserer Lizenzpartner - viele Schlipsträger waren unterwegs (darunter auch ich), viele Autoren traf ich (Kai Meyer oder Wolfgang Hohlbein beispielsweise), einige Leute aus anderen Firmen, die man halt so kennt (Weltbild). War tatsächlich extrem nett, auch wenn sich das für den normalen Leser dieses Blogs vielleicht nicht so anhört.

Ich schwitzte in meinem Anzug wie ein Affe und konnte nicht so viel Bier trinken, wie angebracht gewesen wäre: Erstens mußte ich fahren, zweitens mußte ich heute morgen früh raus, drittens gab es Kölsch, und da ertrage ich nicht mehr als drei Gläser, ohne zu brechen. Gut, dass es in solchen Fällen die Bionade gibt ...

Soweit der erste Zwischenstand vom Schlipsträgertreffen in Frankfurt am Main.

04 Oktober 2006

Hunderttausend Schlipsträger

Die Messe brummt schon am ersten Tag ... Ein Stimmengewirr brodelt durch die Gänge, Tausende von Schlipsträgern und fein angezogenen Damen ist unterwegs.

Unter den Schlipsträgern: ich.

Nach all den Jahren macht es mir zwar rein körperlich nichts mehr aus, wenn ich eine Krawatte um den Hals habe, aber ich finde es immer noch fürchterlich. Aber es gehört eben zur Uniform auf der Frankfurter Buchmesse, auf der ich mich jetzt bis Sonntag abend herumtreiben muss.

Business. Wichtige Geschäfte. Termine rund um die Uhr.

Aber immer wieder nette Gespräche: Gerade eben war ich mit Carsten Polzin beim Mittagessen. Der Kollege arbeitet als Lektor für den Piper-Verlag, und wir unterhielten uns vor allem über Musik ... nicht über Arbeit allein!

Er war in New York und hat am Times Square die Metal-Band Queensryche gesehen. Okay, nicht meine Tasse Bier, aber das hat schon was von cool, finde ich. Ich war gebührend neidisch.

02 Oktober 2006

Zwei ganz verschiedene Besprechungen

In mancherlei Hinsicht haben Homepages in der Punkrock-etc.-Szene das abgelöst, was früher einmal die Fanzines waren: Auf Homepages gibt es topaktuelle Terminhinweise und natürlich ebenso allerlei Besprechungen. So auch von meinem eigenen Schmierheft, dem aktuellen ENPUNKT.

Diesmal kann ich zwei ganz verschiedene Besprechungen präsentieren, beide von Seiten, die von echten Szene-Veteranen geschrieben und gestaltet werden. Die beiden kennen sich auf jeden Fall auch vom Namen her, und ich gehe davon aus, dass sie sich aufgrund der räumlichen Nähe im Verlauf der letzten zwanzig Jahre gelegentlich gesehen haben.

Günter Gruse, seines Zeichens Ex-Punk und Skinhead-Aktivist seit den 80er Jahren, schreibt auf seiner politisch nicht gerade hundertprozentig korrekten Homepage (harhar) folgendes: »Das EN-PUNKT-Fanzine aus Karlsruhe ist in diesem Jahr zwanzig Jahre alt geworden. Herzlichen Glück-wunsch, Herr Frick! Als ich 1986, damals schon kahl geschoren, aber zwanzig Jahre jünger, die erste Ausgabe deines Fanzines in Händen hielt, da war meine erste Reaktion: Das Teil ist schnell wieder vergessen, is viel zu abgehoben, höchstens was für Pseudo-Punx mit Abitur. Von wegen schnell vergessen! Die dreiundvierzig Ausgaben des ENPUNKT, die Klaus Frick in den vergangenen zwanzig Jahren herausbracht hat, sind ja wohl der Beweis des Gegenteils.«

Und so weiter; es gibt auch einige kritische Bemerkungen zu meiner Midlife-Crisis und anderes. Wer mag, kann die ganze Rezension bei den Besprechungen auf der Seite – die auch darüber hinaus durchaus interessant ist, wenngleich eben nicht unbedingt jedermanns Geschmack – finden. Dankeschön, Alter, für die unterm Strich doch sehr positive Besprechung.

Auf Franks Crazyunited-Homepage gibt es im Bereich »Reviews« ebenfalls eine Besprechung, aus der ich auszugsweise zitieren will – wobei sie nicht Frank geschrieben hat, sondern Andre, der mir nicht persönlich bekannt ist. Ich zitiere wörtlich und unter Übernahme aller Schreibfehler: »Der Endpunkt ,von Szeneveteran Klaus N. Frick, ist so ein Fanzine, das ich nur äußerst unregelmäßig lese. Mehr durch Zufall gelange ich von Zeit zu Zeit in den Genuss dieser Lektüre, entweder durch Kollegen, oder wie jetzt zum rezensieren. Dabei macht mir das lesen in diesem Heft immer wieder Spaß. 20 Jahre wird dieser Schmöker aus Karlsruhe in diesem Jahr übrigens, unglaublich!«

Sehr schön. Ein bisschen Kritik ertrage ich immer, wenn genügend Lob dabei ist.