12 Mai 2006

Extrem spannender Skinhead-Roman


Während meines Berlin-Trips habe ich den Roman »No llores, mi querida – Weine nicht, mein Schatz« gelesen, den ein gewisser André Pilz geschrieben hat. Das sollte ich endlich mal tun; immerhin ist das Buch im selben Verlag erschienen wie meine »Peter Pank«-Bücher.

Um's kurz zu machen: Ich fand es extrem spannend, konnte die Lektüre kaum beenden und verpaßte sogar einmal eine Bahn-Haltestelle, weil ich erst das Kapitel beenden wollte.

Dabei ist der Held namens Rico so ein richtiges Arschloch: ein eigentlich über das Böse in der Welt jammernder und hoch moralisch daherkommender Skinhead, der aber ständig säuft und sich mit anderen Leuten prügelt. Allerdings sind seine sogenannten Freunde ein Haufen von Widerlingen, lauter Glatzen voller Haß und Gewalt.

Lustigerweise halten sich sowohl der Held als auch seine Kumpels für unpolitische Skins, Begriffe wie »Kanake« oder »Fotze« benutzen sie trotzdem die ganze Zeit. Und als Feinde hat der Skin natürlich Punks oder die örtliche Türkenbande. Die Geschichte ist hart und kompromisslos, sprachlich dabei absolut überzeugend.

Gekrönt wird das Buch von einer Liebesgeschichte, die ich beeindruckend fand, die auch zeigt, daß es unter der Schicht des harten Prügelmannes auch einen einigermaßen vernünftigen Charakter gibt. Fürchterlich fand ich die angedeutete Musik; ständig werden Texte der unsäglichen Böhsen Onkelz zitiert, die der Held praktisch ununterbrochen hört.

Klasse finde ich, daß der Autor die Skinhead-Szene nicht verklärt, sondern eben in einer extrem realistischen Sprache schildert. Dabei entsteht zwar ein Zerrbild ersten Ranges, und wer hier eine Selbstdarstellung der Szene erwartet, liegt komplett falsch – aber hier handelt es sich ja auch um einen Roman und nicht um eine Dokumentation.

Beeindruckend. Sehr zu empfehlen für alle Leute, denen Ansammlungen von fieser Gewalt und vielen Schimpfworten nix auszmachen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Danke für den Tipp! Ich stecke nämlich gerade wieder mal in einer "Reality bites"-Phase, reagiere auf "heile Welt" wie ein Pollenallergiker auf blühende Birken und habe meine übliche SF-/Fantasy-Lesekost momentan ziemlich über. (Cyberpunk vielleicht ausgenommen.)

Enpunkt hat gesagt…

Dazu ist dieser Skinhead-Roman wirklich sehr gut geeignet. Er haut aber schon sehr auf die Kacke, insofern musst Du Dich auf eine volle Breitseite einstellen. Aber ich finde das Buch klasse.