Der Mittwochabend, 24. September 2025, war grau und regnerisch. Ein ideales Wetter eigentlich, um daheim zu bleiben, depressive Musik zu hören und Rotwein zu trinken. Aber mich trieb es aus dem Haus und in die »Alte Hackerei«, weil dort an diesem Abend ein Konzert stattfinden sollte. Mit Dead Bob spielte eine Band, von der ich noch nie ein Stück gehört hatte, und ich erwartete nicht, dass viel los sein würde.
Ich hatte mich schwer getäuscht, stellte ich fest, als ich die »Alte Hackerei« betrat. Im hinteren Bar-Bereich gab es eine gut besuchte Konferenz von Spiele-Entwicklern, bei der unter anderem Powerpoint-Vorträge gehalten und Schnittchen gefuttert wurden, im vorderen Bereich war es ebenfalls ziemlich voll. Der Raum sah aus, als sei die Bude ausverkauft; es gab allerdings noch kein Gedränge. Viele Männer mit grauen Haaren waren im Publikum, es war ganz offensichtlich die Hardcore-Generation der späten 80er- und der 90er-Jahre, die sich eingefunden hatte.
Die erste Band passe da hervorragend: Trust Issues aus dem Saarland lieferten ein kompaktes Hardcore-Paket ab, knallige Musik und launige Ansagen inklusive. Die Band ist nicht rasend schnell, die Musiker wissen aber genau, was sie tun. Ihre Stücke waren auch an diesem Abend druckvoll und abwechslungsreich, das Publikum ging gut mit, der Applaus war groß.
Danach räumten Dead Bob ab. Das Schlagzeug stand rechts auf der Bühne, nicht im Hintergrund. So kannte ich es von den Konzerten von NoMeansNo, die ich vor mehr als dreißig Jahren gesehen hatte. Klar: John Wright, der Schlagzeuger bei Dead Bob, war in all der Zeit auch der Schlagzeuger von NoMeansNo, und offensichtlich hatte er keine Lust, sich aufs Altenteil zurückzuziehen. Begleitet wurde er von drei Männern und einer Frau, allesamt jünger als er, allesamt versierte Musiker.
Was die fünf von der Bühne ins Publikum bollerten, war großartig. Man hielt sich nicht groß mit Firlefanz auf, verzichtete auf lange Ansagen, sondern spielte ein rasantes Stück nach dem anderen. Die Stücke waren meist rhythmusbetont, da kam die alte NoMeansNoSchule eindeutig durch; gesungen und gebrüllt wurde von allen. Melodien waren Nebensache, bei diesem Auftritt ging es um rohe Energie, die musikalisch auf den Punkt gebracht wurde.
Die Orgel wummerte, der Bass knallte, zwischendurch kamen Trompeten zum Einsatz – es war eine furiose Mischung, die den Saal gut in Bewegung brachte. Es wurde kein Pogo-Konzerte, aber es bewegten sich alle, es wurde frenetisch gejubelt und applaudiert, und die Band konnte am Ende nicht gehen, ohne noch ordentlich Zugaben zu spielen. (Ob das nun Punkrock war oder Hardcore oder Noise-Rock, das ist mir egal. Darüber sollen sich die Gelehrten streiten.)
Was für eine großartige Stimmung, was für ein großartiger Abend! Als ich später durch den kalten Nieselregen nach Hause fuhr, strahlte ich über das ganze Gesicht – ich hatte zwei starke Live-Band in bester Spiellaune gesehen!
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