03 September 2025

Ein Boxer mit feiner Ironie

Robert E. Howard wurde vor allem durch eine Figur bekannt, mit der er bis heute einen Teil der phantastischen Literatur beeinflusst. Gemeint ist Conan der Barbar, der sich mit einem Schwert und knallharten Muskeln seinen Weg durch zahlreiche Fantasy-Länder erkämpft. Dass Howard darüber hinaus viele andere Figuren erschuf und in praktisch jedem Genre seiner Zeit kürzere und längere Texte schrieb, ist weniger bekannt.

Unter anderem verfasste er Geschichten, die im Boxer-Milieu spielten. Diese bietet der Blitz-Verlag in einem Sammelband an, der den schlichten Titel »Steve Costigan – Seemann und Boxer« trägt und als Taschenbuch erschienen ist. Und um es gleich vorwegzunehmen: Die Übersetzung ist leider streckenweise nicht gut, und das Lektorat war auch nicht optimal. Das verdarb mir gelegentlich die Lektüre ganz schön.

Dabei sind die Geschichten an sich unterhaltsam und auf ihre schlichte Art spannend. Steve Costigan ist Matrose und reist mit einem Schiff über die Weltmeere. In den Häfen lässt er sich auf Boxkämpfe ein, häufig, weil er vorher provoziert worden ist. Die Kämpfe werden als sehr hart geschildert: Blut spritzt, Knochen brechen, Gegner gehen verletzt zu Boden.

Howard schafft es, diese Kämpfe sehr realistisch zu zeichnen. Auf eine inhaltliche Distanz verzichtet er. Costigan erzählt in der Ich-Perspektive – außer in der letzten Geschichte des Bandes, in der er nur eine Randfigur ist –, wodurch ein starkes Gefühl für die Realität aufkommt.

Dabei zeigt sich Costigan als ein ziemliches Großmaul, der sich selbst für einen großen Boxer hält und ständig in Raufereien gerät. Das ist amüsant zu lesen, weil der Charakter bei aller Schlichtheit nicht so superheldenhaft erscheint.

Moralisch wird vor allem die letzte Geschichte, in der ein anderer Boxer die Hauptrolle spielt. Bei ihm spielt im Hintergrund eine unglückliche Liebe mit, und diese Geschichte erscheint geradezu vielschichtig.

An heutigen Maßstäben kann man Robert E. Howard nicht messen. In seiner Zeit mussten Autoren in der Unterhaltungsbranche sehr schnell und sehr viel schreiben. Das schaffte der Schriftsteller auf vielen Gebieten – auch als Autor von Boxgeschichten. Wer Howard mag und mehr über ihn wissen möchte als nur die »Conan«-Geschichten, sollte sich dieses Taschenbuch zulegen.

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Erschienen ist die »Steve Costigan«-Sammlung im Blitz-Verlag. Auf dessen Internet-Seite gibt es einige spärliche Hinweise.
Hier:
https://www.blitz-verlag.de/index.php?action=buch&id=2105