24 Juli 2025

Dreimal Hardcore-Kracher

Ich freute mich schon sehr auf das Konzert, als ich am Sonntag, 20. Juli 2025, durch Karlsruhe in die Oststadt fuhr. In der »Alten Hackerei« sollten zwei große amerikanische Hardcore-Bands spielen, die ich beide mochte und bei denen ich davon ausgehen konnte, dass es mir gefallen würde.

Als ich in der »Alten Hackerei« eintraf, erfuhr ich, dass noch eine Band auf dem Programm stand. An diesem Abend würden mir also drei Bands die Ohren vollballern; ich war gespannt. Aber zuerst war ich damit beschäftigt, Bekannte zu begrüßen und Bier zu trinken. Alte Punk-Kollegen von der Schwäbischen Alb, aus dem Saarland oder aus Heidelberg waren eingetroffen, es gab viel zu reden, weil ich einige seit Jahren nicht mehr gesehen hatte.

Dann standen Agrotoxico auf der Bühne. Ich kannte die brasilianische Band nur von ihren Platten her; das war mir eigentlich zu metallisch. Auch live herrschte eine starke Metal-Kante vor, aber das gefiel mir an diesem Abend sehr gut: Die Band machte keine Pause, verzichtete auf überflüssige Soli und oder Tempowechsel, knallte stattdessen ein Stück nach dem anderen raus, unterbrochen durch sehr kurze Ansagen in englischer Sprache.

Der rasante Sound ging sehr gut in die Ohren, es war laut und krachig, und danach war ich mit den Brasilianern versöhnt: Diese Art von Metal-Punk mag ich nicht jeden Tag hören, wirklich nicht, aber ab und zu lasse ich mir davon doch gern die Ohren putzen.

Channel 3 sind eine Band aus Kalifornien, die es seit den frühen 80er-Jahren gibt und die ich vor einigen Jahren schon einmal in der »Alten Hackerei« gesehen hatte. Auch an diesem Abend wussten sie zu überzeugen: Die Stücke kamen druckvoll und knallig rüber, schneller Hardcore kalifornischer Prägung eben, der auch einen tüchtigen Schuss Melodie enthielt.

Gespielt wurden Songs aus der frühen Periode, aber auch einige Stücke, die ich noch nicht kannte. Das war schon alles sehr gut und hätte normalerweise für einen großartigen Abend ausgereicht.

Aber dann kletterten D.I. auf die Bühne, die ich irgendwann in den späten 80er-Jahren in Pforzheim gesehen hatte. Seither sind nicht nur die Bandmitglieder über 35 Jahre älter geworden; ich bin’s ja auch. Trotzdem schafften sie es ohne Probleme, das Feuer zu entzünden.

Mit unglaublicher Energie pfefferten die Kalifornier einen 80er-Jahre-Hit nach dem anderen in das euphorisierte Publikum. Die Hitze im Raum stieg; man schwitzte schon vom Herumstehen. Und weil ich eh schon verschwitzt war, fing ich irgendwann an, ein wenig durch den Raum zu hüpfen. Alle um mich herum tobten und sprangen, lachten und sangen mit, ein einziger Mob aus grinsenden Gesichtern.

Am Ende war ich verschwitzt, hatte sicher den einen oder anderen blauen Fleck mehr, war aber insgesamt in bester Laune. Vor der Tür redete ich noch mit einigen Leuten, dieser Abend war eh wieder ein Punkrock-Familientreffen. Als ich gegen Mitternacht durch die Nacht von Karlsruhe flitzte, hatte ich während der ganzen Fahrt ein breites Grinsen im Gesicht und Hardcore-Punk im Ohr …

(Das Bild zeigt Channel 3. Bei D.I. konnte und wollte ich nicht mehr fotografieren. In den Kommentaren verlinke ich auf Videos, die Kalle Stille ins Netz gestellt hat.)

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Agrotoxico ließen es in der Alten Hackerei unglaublich krachen; hier ist eine schöne Live-Version des Stücks »Epidemia«, das sie am 20. Juli spielten:
https://www.youtube.com/watch?v=WWAEsLpvpHg

Wer wissen will, wie sich Channel 3 in Karlsruhe präsentierten: Hier ist ihr Stück »I've got a gun«, live aus der Alten Hackerei:
https://www.youtube.com/watch?v=C1CuESpD1fE

Spätestens als D.I. den Klassiker »Amoeba« rausknallten, kannte die Stimmung in der Alten Hackerei kein Halten mehr – hier ein Video vom 20. Juli 2025:
https://www.youtube.com/watch?v=MPTRO6cMFcc