23 Juli 2025

Zynischer Blick auf die nahe Zukunft

Bei manchen Science-Fiction-Romanen ist die Zeit gnadenlos. Das merkt man vor allem dann, wenn sie sich auf aktuelle Themen beziehen und diese in eine nahe Zukunft extrapolieren. Das stellte ich fest, als ich dieser Tage »Profit« las, einen Science-Fiction-Roman von Richard Morgan.

Der Roman wurde 2004 geschrieben und kam 2005 in deutscher Sprache heraus – der Heyne-Verlag veröffentlichte ihn als großformatiges Paperback. Das ist jetzt zwanzig Jahre her. Und zwei entscheidende Veränderungen in dieser Zeit hatte der Autor beim Verfassen nicht auf dem Schirm: Social Media und Smartphones. Sein Roman ist atemlos und spannend, aber die Kommunikation ist auf dem Stand der frühen Nuller-Jahre – dabei spielt er um 2050 herum.

Morgan greift in seinem Roman die damals noch neue Investment-Branche auf. Junge Banker kämpfen um Erfolg und Geld; diese Kämpfe werden auch körperlich ausgetragen – man liefert sich mörderische Rennen auf den Autobahnen, bei denen es häufig Tote gibt. Das passt zum Konzept: Die Banken spekulieren auf Kriege und Erfolge, ihre Mitarbeiter steuern Rebellen und Regierungstruppen, sie heuern Killern an und belügen die Öffentlichkeit.

»Profit« ist ein rasanter Roman, einer von der Sorte, die einen nicht mehr loslässt, wenn man einmal damit angefangen hat. Der Autor bleibt immer eng an seiner Hauptfigur, deren Handlungen stets nachvollziehbar sind, auch wenn man sie nicht gut finden wird. Es gibt recht viel Gewalt und Brutalität, an Sex wird ebenfalls nicht gespart.

Im Prinzip ist es ein Thriller, der sehr filmisch erzählt wird und bei dem die Science-Fiction-Elemente wie Versatzstücke wirken. Kein Wunder, dass der Roman als Thriller und nicht als Science Fiction veröffentlicht wurde.

Ich habe mich bei der Lektüre nicht gelangweilt. Empfehlen würde ich den Roman trotzdem nicht – er ist gewissermaßen aus der Zeit gefallen ...

Keine Kommentare: