08 Juli 2025

Originelle Fantasy aus dem magischen Kairo

Der amerikanische Schriftsteller P. Djèlí Clark wurde in den vergangenen Jahren für so ziemlich jeden Preis in den Genres Science Fiction und Fantasy nominiert. Erfreulicherweise sind schon drei seiner Bücher in deutscher Sprache erschienen; ich las zuletzt »Der Spuk im Luftbahnwagen 015«. Dabei handelt es sich nicht um einen Roman, sondern um ein Buch mit zwei Erzählungen – diese spielen aber am selben Schauplatz, und eine Figur taucht in beiden Geschichten auf.

Clark hat ein eigenes Phantastik-Universum erschaffen, das eine Parallelwelt-Historie mit phantastischen Einflüssen verbindet. Schauplatz der Erzählungen ist Kairo zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts: ohne europäische Kolonialmächte, dafür aber mit dem Einfluss von Zauberei und allerlei magischen Wesen.

Wer möchte, kann die beiden Erzählungen auch als phantastische Kriminalerzählungen betrachten. Beides Mal geht es um Beamte, die unheimliche Fälle aufklären müssen.

Die allerdings haben es in sich: In der Titelgeschichte geht es um einen Spuk, der einen Straßenbahnwagen angegriffen hat und diesen nun »bewohnt«. Beamte aus dem Ministerium für Alchemie, Zauberei und übernatürliche Wesen müssen sich darum kümmern. Während sie versuchen, erst einmal herauszufinden, um was es sich bei diesem Spuk eigentlich handelt, bewegen sie sich durch das quirlige Kairo des Jahres 1912, verhandeln mit Geheimagenten und treffen Lebewesen aus Blech … vor dem Leser entfaltet sich so das Panorama eines wunderbaren und originellen Universums.

Auch die Kurzgeschichte »Ein toter Dschinn« hat Polizisten des genannten Ministeriums als Hauptfiguren. In einer Welt, in der Dschinns zum Alltag gehören, ist es besonders knifflig, einen Mord an einem dieser Wesen aufzuklären. Vor allem, wenn auch noch mörderische Ghule und der Durchgang in ein anderes Universum eine wesentliche Rolle spielen … 

Beide Erzählungen sind sehr gelungen. Als Leser taucht man in eine magische Welt ein, die einem als selbstverständlich präsentiert wird. Für europäische Leser ist der islamische Hintergrund zudem spannend; das ist eine andere Art von Fantasy als der »Mainstream« dieser Literaturgattung, der sich vorrangig aus der keltischen und germanischen Sagenwelt speist. 

Clark schildert seine Figuren ebenso glaubhaft wie die Welt, durch die sie sich bewegen. Er präsentiert Kairo als eine Stadt, in der es längst moderne Technik gibt – die Luftbahnwagen gehören ebenso dazu wie die Metallwesen, also Roboter, die immer wieder auftauchen –, die aber von magischen Einflüssen durchzogen ist. Daneben zeigt er Frauen, die ihre Rechte einfordern, und Beamte, die sich mit der Bürokratie herumschlagen – es ist also keine Fantasy, die in der Vergangenheit schwelgt, sondern eine, die ein fiktives Universum erfindet. 

Beide Erzählungen sind absolut lesenswert und machen auf das weitere Werk des Schriftstellers neugierig. Wer ungewöhnliche Fantasy mag, sollte zugreifen! 

Das mit 176 Seiten schmale, aber schön gestaltete Taschenbuch gibt’s für 14,00 Euro überall im Buchhandel und bei allen Versendern, etwa dem PERRY RHODAN-OnlineShop. Die ISBN 978-3-98666-443-5 kann dabei behilflich sein. Wer das E-Book bevorzugt, wird ebenfalls bei allen relevanten Shops fündig – es kostet 9,99 Euro.

(Diese Rezension veröffentlichte ich im Juni auf der PERRY RHODAN-Seite. Hier teile ich sie der Vollständigkeit halber.)

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Informationen zu »Der Spuk im Luftbahnagen 015« gibt es selbstverstädlich auf der Internet-Seite von CrossCult. Hier:
https://enpunkt.blogspot.com/2025/07/originelle-fantasy-aus-dem-magischen.html