06 Dezember 2024

Vom Balkon in den Keller

Wir saßen beim Essen. In der Ferne verschwamm die Silhouette der großen Stadt in den tief hängenden Wolken. Lichter blitzten ab und zu durch das Grau in der Luft, die Wolkenkratzer schienen ab einer gewissen Höhe zu verschwimmen. Der Blick auf Berlin war von den umliegenden Hügeln immer beeindruckend.

Das Essen schmeckte gut. Rings um uns blühten Pflanzen, auch der Balkon war begrünt. Wir ließen uns die leckeren Gerichte schmecken, wir mochten den Wein aus der Region. Berlin selbst fand ich immer anstrengend, die Naherholungsgebiete um die Metropole schätzte ich aber. 

Als ich pinkeln musste, blickte ich mich ratlos um. Wo sollte ich hingehen? Ich überlegte mir, einen der Kellner zu fragen.

Meine Begleitung wusste Rat. »Du musst die Treppe hinuntergehen«, sagte sie und nickte mit dem Kopf zu dem Eingang ins Restaurant. »Oder du kletterst über die Balkonbrüstung.« Es war ein Scherz, sie blinzelte dabei.

Aber ich nahm es ernst. Ohne ein weiteres Wort stand ich auf, legte die Serviette auf meinen Platz und ging zur Brüstung. Er kletterte zwischen den Pflanzen hindurch und saß dann auf der Brüstung. Weil es breite Holzbretter waren, konnte ich mich gut festhalten. Rasch kletterte ich nach unten, wo ich wieder auf einem Balkon stand.

Dieser Balkon war ebenfalls ein Restaurant. Überall saßen Menschen, es wurde gegessen und getrunken. Ein Keller sah mich, schenkte mir einen strafenden Blick und wies mit der Hand auf die Brüstung. Ich musste also weiterklettern.

Zwei weitere Balkone kam ich so nach unten. Als ich auf festem Boden stand, erkannte ich, dass ich den Eingang einer großen Lagerhalle erreicht hatte. Eis überzog die Wände, es kam kalt aus dem Inneren. Männer in weißen und grauen Kitteln zogen Hubwagen mit Paletten durch die Gegend. 

Ich war verwirrt. Wo war nun die Toilette? Ich frage einen der Männer, der offensichtlich kein Deutsch konnte, meine Frage aber kapierte. Unbestimmt wies er in die Tiefe der Halle. Ich folgte seinem Hinweis.

Mit jedem Schritt, den ich in die Halle– oder in den Eiskeller? – hinein machte, wurde mir kälter. Überall standen Paletten und Container, die Fisch enthielten. Ich las einige der Aufschriften auf der jeweiligen Verpackung. Der Anblick brachte mich ziemlich durcheinander.

Irgendwann erreichte ich das Ende des Eiskellers, die in einen Supermarkt überging. Ich spazierte zwischen Regalen hindurch, wobei ich mich ständig umsah; eine Toilette nahm ich nirgends wahr. Meine Blase drückte, es war schon unangenehm.

Da wachte ich endlich auf.

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