03 Dezember 2024

Beeindruckender Thriller mit Science-Fiction-Hintergrund

Über den Schriftsteller Andreas Eschbach muss ich an dieser Stelle sicher nicht viel sagen. Einem breiten Publikum wurde er durch seine erfolgreichen Romane wie »Jesus-Video« oder »Eine Billion Dollar« bekannt. Science-Fiction-Leser mögen seine »Marskinder«-Romane oder einzelne Werke wie »Haarteppichknüpfer«. Die PERRY RHODAN-Leser erfreut er alle paar Jahre durch einen Gastroman.

Mit »Die Abschaffung des Todes« legte der Autor im Herbst 2024 einen Roman vor, der zwar im »Hier und Jetzt« spielt, aber eine eindeutige Science-Fiction-Idee aufweist und diese bis ins Detail durchspielt: Wie wäre es denn eigentlich, wenn man mithilfe der Technik den Tod überlisten könnte? Ist so etwas überhaupt machbar, und welche Szenarien sind denn denkbar?

Was sich ein bisschen theoretisch anhört, wird im Roman unterhaltsam und locker präsentiert. Als Hauptfigur wählte der Autor einen Journalisten aus. James Windover ist der Herausgeber einer exklusiven Publikation, die sich nur an reiche und einflussreiche Menschen wendet.

Mit seinem Team kommt er auf die Spur eines mysteriösen Projekts, das von amerikanischen Unternehmern im Geheimen vorbereitet wird. Dabei sollen die aktuellen Mittel der Computertchnik mit den Entwicklungen der Hirnforschung verbunden werden. Ziel ist tatsächlich eine Art Unsterblichkeit, nicht unbedingt für den Körper, aber doch für das Bewusstsein.

Je mehr Windover über das Projekt herausbekommt, desto faszinierender findet er es. Bald erkennt er auch die kritischen Seiten des Projekts. Irgendwann steht er in Verbindung zu einem Autor, und dann werden die beiden gejagt … Ganz offensichtlich geht es beim Versuch, den Tod zu überwinden, nicht um Philanthropie, sondern um beinharte Interessen.

Andreas Eschbach gelingt es in seinem Roman wieder einmal, Science Fiction zu schreiben, die nicht wie Science Fiction aussieht. Die Handlung spielt heute, die Figuren benutzen die Technik des Jahres 2024 – aber die Vision, die der Autor entwickelt, weist über dieses Jahr hinaus.

Man kann den Roman ohne jegliche Vorkenntnisse lesen, bekommt nebenbei haufenweise Informationen über Hirnforschung und das Finanzwesen vermittelt und denkt vielleicht über manche Dinge hinterher anders: Ist es wirklich so gut, dass sich so viel Macht und Einfluss auf so wenige Personen konzentriert?

Eschbachs Verdienst als Autor ist schon immer, dass er keinen moralischen Zeigefinger erhebt. Er überlässt das Denken seinen Leserinnen und Lesern, er gibt höchstens Denkanstöße. Das verbindet er mit glaubwürdigen Charakteren, einer groß angelegten Geschichte und vielen Details, die für sich schon faszinierend sind.

Ich habe »Die Abschaffung des Todes« in einem rasanten Tempo gelesen. Der Roman verzichtet weitestgehend auf die typischen Elemente eines Thrillers – es wird nicht brutal gemordet, die Action beschränkt sich auf wenige Seiten –, reißt aber trotzdem mit. Klare Dialoge, stets saubere Beschreibungen, eine unterschwellige Bedrohung: Der Autor weiß, wie man die Leserinnen und Leser fesselt.

Wer schon einmal Romane von Andreas Eschbach gelesen hat, wird an »Die Abschaffung des Todes« auf jeden Fall viel Freude haben. Alle anderen sollen sich nicht vom Umfang abschrecken lassen: Das Buch entfaltet einen starken Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Und es behandelt letztlich ja ein Thema, das mehr ist als »nur ein Roman«.

Erschienen ist der Hardcover-Band mit Schutzumschlag bei Bastei-Lübbe. Das Buch ist 655 Seiten stark und kostet 26,00 Euro. (Das E-Book kostet 19,99 Euro.) Man kann es mithilfe der ISBN 978-3-7577-0051-5 überall im Buchhandel bestellen.

Bei Lübbe-Audio ist auch eine Hörbuchfassung erschienen. Die gekürzte Version wird von Matthias Koeberlin gelesen; sie ist 916 Minuten lang und wird auf drei MP3-CDs angeboten. (Zur Qualität kann ich nichts sagen, weil ich das Hörbuch nicht gehört habe.) Als Preis werden 26,00 Euro empfohlen.

(Die Rezension erschien ursprünglich auf der Internet-Seite der PERRY RHODAN-Serie. Ich wiederhole sie hier recht zeitnah.)

Ein fischiges Menü

Seit wann ich Vegetarier bin, weiß ich gar nicht mehr. Ich erinnere mich dunkel daran, dass es um 1993 herum anfing, nachdem vorherige Versuche gescheitert waren. War ich als Reisender in afrikanischen Ländern unterwegs, aß ich allerdings immer, was ich eben bekam, und diskutierte nicht herum – ein Bekannter bezeichnete mich damals sarkastisch als »Euro-Vegetarier«, womit er nicht unrecht hatte.

Mittlerweile esse ich sogar regelmäßig Fisch, was ich lange Zeit vermied. Totes Tier ist schließlich totes Tier. Aber so einmal im Vierteljahr lasse ich mich dazu überreden; es soll ja auch gesund sein und hilft bei irgendwelchen Vitamin-B12-Haushalten. Und so ging ich mit großem Vergnügen zum Menü-Abend ins »fünf«.

Es war alles köstlich: die Dekoration, das Essen, der Wein, die Gespräche. Es war ein wunderbarer Abend, zugleich der erste Menp-Abend im »fünf«. Diesmal ging's um Wasser; mal schauen, was bei den anderen Elementen serviert und präsentiert wird ...

02 Dezember 2024

Fiese Briefe vor historischem Hintergrund

Kurz nach dem Ersten Weltkrieg, ein kleiner Ort in England: Eine unbekannte Person schreibt Briefe voller Schimpfwörter an eine »unbescholtene« Frau. Verdächtigt wird die Nachbarin, die vor allem durch einen lockeren Lebenswandel auffällt. Sie wird verhaftet und ins Gefängnis gesteckt, ihr soll der Prozess gemacht werden.

Der Kinofilm »Kleine schmutzige Briefe« wurde 2023 in England in die Kinos gebracht, lief im März 2024 in den deutschen Kinos an – doch dort bekam ich nichts von ihm mit. Nun sah ich ihn mir bei einem der Streaming-Anbieter an, fand ihn höchst unterhaltsam und möchte ihn empfehlen.

Das Ensemble hatte wohl seine Freude an der Mischung aus historischen Details und groben Schimpfwörtern. Es wird geflucht, und die Schimpfwörter sind teilweise sehr heftig. Gleichzeitig wird aber klar, dass das hauptsächliche Problem die superchristliche Moral ist: Die junge Frau, die zumindest zeitweise ins Gefängnis muss, ist definitiv nicht schuldig, soll aber zur Schuldigen gemacht werden – weil sie eben nicht so gottesfürchtig und zurückhaltend ist.

Toll erzählt ist der Streifen, mit eindrucksvollen Bildern; das schaut man sich gern an. Und er bleibt trotz der moralischen Komponente mitreißend und witzig. Sehr schön!