Es gibt Jubiläen, die werden schmählich unterschätzt. Und es gibt Jubiläen, die bekomme ich nur durch Zufall mit. Laut »taz« feierte am 6. April das Spaghetti-Eis – ich schreibe das jetzt so, wie man es früher schrieb – seinen fünfzigsten Geburtstag.
Oder, um es korrekt zu sagen: Es wurde nicht gefeiert, zumindest nicht groß, aber die Erfindung dieser Eiszubereitung wurde fünfzig Jahre alt.
Als ich ein Jungpubertierender war, galt es als das Größte, ein Mädchen zum »Spaghetti-Eis« einzuladen. Wenn man das geschafft hatte, ging man ins »Eis-Cortina« in der Reichsstraße, setzte sich so hin, dass einen auch wirklich sahen, und löffelte gemeinsam sein Eis. Das war wichtig, und es zählte zu den entscheidenden Momenten, wenn man ein Mädchen kennenlernen wollte – lange vor dem ersten Kuss.
Ich habe wohl seit 1980 kein Spaghetti-Eis mehr gegessen. Wenn es Eis gibt und gab, nehme ich gern eine Waffel mit zwei Kugeln – das ist dem Eis eher angemessen. Oder ich esse es auf dem heimischen Balkon und schütte ein wenig Gin oder sonst was drüber. Aber Spaghetti-Eis?
Schon seltsam, wie sich Gewohnheiten verändern. Und noch seltsamer, wie schnell einem die Erinnerungen ins Hirn schießen, wenn man sich klarmacht, dass Spaghetti-Eis früher zu den Höhepunkten des Sommers gehörte ...
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