Als ich im Dezember 1987 die Grenze zwischen Marokko und Algerien überquerte, hatte ich den Algerien-Reiseführer aus dem Goldstadt-Verlag in der Tasche. Als ich im Januar 1988 die Grenze zwischen Algerien und Niger überquerte, steckte ich den Reiseführer in meinen großen Seesack, um ihn in der Folge durch Niger, Burkina Faso und Togo zu schleppen.
Seither behielt ich ihn, auch wenn ich nie wieder nach Algerien kam. Immer wieder träumte ich davon, die Reise von damals zu wiederholen: Noch einmal wollte ich quer durch die Sahara fahren, noch einmal Ghardaia und Tamanrasset besuchen, noch einmal die Weiten der Wüste zu erleben und in den Hoggar zu blicken.
Aber von Jahr zu Jahr wurde klarer, dass ich das nicht machen würde. Zuerst kam der fürchterliche Bürgerkrieg, der jegliche Reise durch das Land unmöglich machte, und heutzutage könnte ich mir es zeitlich nicht mehr leisten – gesundheitlich vielleicht auch nicht mehr –, für einen Monat nach Afrika zu verschwinden. Die Zeiten haben sich geändert, eben auch für mich.
Und so hielt ich den Algerien-Reiseführer aus dem Goldstadt-Verlag nicht nur einmal in der Hand, wiegte ihn hin und her. Bei jedem Umzug hatte ich ihn in der Hand gehalten: Sollte ich ihn wegwerfen oder aufbewahren? War er nur eine sentimentale Erinnerung, bedeutete er mir vielleicht doch mehr?
Dieser Tage stand die Entscheidung wieder vor der Tür. Immer mal wieder versuche ich, in meinen Regalen zu räumen. Bücher, die ich seit Jahren nicht mehr in der Hand hatte, kommen weg – ich stelle sie in den Bücherschrank oder verschenke sie anderweitig –, damit ich Platz für neue Bücher habe. Der Algerien-Reiseführer hatte nicht nur einmal eine solche Aktion überlebt.
Und so stand ich da, und so sitze ich da, halte den Reiseführer in der Hand, blättere in den Seiten, versinke in der Hochebene von Tademeit, fahre durch die Schlucht von Arak, umkreise den Sitz des Marabout und fahre weiter durch gleißendes Licht hinunter bis an die Küsten von Westafrika.
Ich glaube, ich muss dieses Buch behalten. Es regt in mir Erinnerungen im positiven Sinn ...
2 Kommentare:
Unbedingt behalten. Unbedingt. - Ich ziehe gerade um und habe meine große Malta-Sammlung (ca. 800 Titel, darunter großformatige Bildbände) verpackt. Eine große Zahl Kartons. Ein Mordsgewicht. Ich komme vielleicht nie mehr nach Malta (*), und ich habe zahlreiche Reiseführer in meiner Sammlung, aber ich würde es nicht über's Herz bringen, auch nur einen wegzugeben. Und wenn ich einen der gigantischen Bildbände von Miranda Publications aufschlage, dann heule ich vor Freude, Faszination, Sehnsucht. - Vielleicht komme ich nie wieder nach Malta, zumal ich jetzt auch noch 1000 km weiter nach Norden ziehe. Ich war sechs Mal dort und die Erinnerungen stecken auf jeden Fall auch im kleinsten der Bücher, die ich besitze und die ich jetzt mit mir nach Norden nehme. - Wie sagen die Amis in "Black Hawk Down"? "Wir lassen niemanden zurück."
(*) Ach ja. Die Erklärung. Ich habe zwei Hunde und wir machen keinen Flugurlaub mit Hunden, weil das letztlich Tierquälerei ist. Wir machen auch keinen Urlaub ohne Hunde, weil das Menschenquälerei ist. So bleibt vielleicht noch ein Wohnmobil, aber das muss man sehen, ob das überhaupt jemals was wird. Deshalb komme ich vielleicht nie mehr nach Malta, obwohl es so weit ja auch nicht weg ist.
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