24 November 2018

Eine Fahrt durch den Schnee

Warum ich ausgerechnet in der Innenstadt von Karlsruhe auf meine alte Tante stieß, vergaß ich sofort wieder. Sie war ein wenig verwirrt, und sie wollte unbedingt nach Hause. Also entschied ich mich spontan, sie in das Dorf zu fahren, in dem sie wohnte. Weder über das Treffen noch über den anschließenden Dialog machte ich mir große Gedanken.

Wir fuhren los, wir verließen recht schnell die Innenstadt von Karlsruhe – und ehe ich noch einmal nachdenken konnte, rollten wir bereits über die Hügel hinter Dornstetten, der kleinen Stadt unweit des Dorfes, in dem ich aufgewachsen war. Meine Tante wohnte in Salzstetten, einem der Teilorte der Verbandsgemeinde Waldachtal, und ich erinnerte mich daran, dass sie an einem Hang wohnte und dass man von ihrem Wohnzimmerfenster auf einen Bach hinuntersehen konnte.

Hinter Dornstetten begann das Schneetreiben. Der Wind peitschte Unmengen von Schnee über die sanften Hügel, verfing sich an Büschen und Bäumen und überschüttete buchstäblich mein Auto. Ich kam nur langsam voran, musste immer wieder vorsichtig abbremsen und fuhr ebenso vorsichtig weiter. Meine Tante saß still neben mir, ich war völlig konzentriert und hörte auch keine Musik. So rollten wir auf den Wald zu, hinter dem die Dörfer von Waldachtal kommen würden.

Als wir in den Wald eindrangen, wurde es schlagartig dunkel um uns. Der Schnee fiel sanft aus der Höhe herunter, es ging kein Wind mehr. Rechts und links der Straße standen die Bäume, zwischen denen sich nichts rührte.

»Ich hoffe ja, dass wir es nach Salzstetten schaffen«, murmelte ich. Als ich nach rechts blickte, war der Beifahrersitz leer. Meine Tante saß nicht mehr neben mir. Verwirrt blickte ich hinaus ins Schneetreiben. Mein Auto stand auf einmal.

Da wachte ich auf.

Keine Kommentare: