22 Januar 2017

Endlich Birdman!

Den Kinofilm »Birdman« hatte ich verpasst, als er hierzulande in den Kinos war; jetzt sah ich ihn endlich auf DVD. Ich glaube, ich habe einen neuen Lieblingsfilm, zumindest einen, den ich in künftigen Jahren immer als einen meiner Lieblingsfilme bezeichnen möchte. Der Film pendelt zwischen ernsthaftem Drama, schräger Komödie und phantastischem Streifen hin und her, nimmt den Zuschauer dabei stets so ernst, dass ich zumindest das alles gerne mitgemacht und angeschaut habe.

Die Handlung ist recht komplex, lässt sich aber erstaunlich gut zusammenfassen. Ein alternder Schauspieler wurde in jungen Jahren vor allem dadurch bekannt, dass er den Comic-Helden »Birdman« spielte. Weil er danach jahrelang nichts mehr auf die Reihe bekam, versucht er nun, ein Theaterstück an den Broadway zu bringen (erfreulicherweise nach einem Text des genialen Kurzgeschichtenautors Raymond Carver) – dabei geht ziemlich viel schief.

Wer es genauer wissen will, schaue sich entsprechende Berichte im Internet an; die sind teilweise sehr ausführlich. Mich verblüffte an diesem Film vieles: Beispielsweise gibt es als Soundtrack nicht das bekannte Orchester-Gedudel, sondern ein reines Schlagzeug-Gewitter. Atemlos und jazzig hetzt das Schlagzeug einen durch die Szenen, das ist mitreißend und ungewöhnlich.

Der Hammer ist die Kameraführung; für mich sah es aus, als seien unglaublich lange Szenen ohne einen einzigen Schnitt gedreht worden. (Wenn ich die entsprechenden Berichte lese, war's wohl vor allem gut eingesetzte Digitaltechnik.) Das Ergebnis ist verblüffend; so etwas habe ich schon lange nicht mehr erlebt.

Das gleiche gilt für die Schauspieler. Michel Keaton – der ja durch »Batman« bekannt geworden ist – spielt den Mann, der an »Birdman« gekettet ist, als gebrochenen Charakter, der in sich widersprüchlich ist Emma Stone macht eine unglaubliche rotzige Göre, Naomi Watts spielt eine verzweifelte Frau, und so weiter; zeitweise hatte ich das Gefühl, dass die bei ihrer Darstellung über sich selbst hinauswuchsen.

Das liegt sicher an Alejandro González Iñárritu. Von dem Mann kannte ich bisher »bewusst« nur einen Film. Es war der absolut umwerfende »The Revenant« mit Leonardo Di Caprio. Was ich nicht wusste: Ich kannte von dem Regisseur auch »Amores Perros« (ein Episodenfilm über Hundeliebhaber), seinen Beitrag zum »9/11«-Episodenfilm sowie den Mainstream-Streifen »Babel«. Die Filme, die ich noch nicht von ihm kenne, werde ich jetzt wohl auch alle anschauen müssen ...

2 Kommentare:

RoM hat gesagt…

Sali, Klaus.
Für 'Babel' wie '21 Gramm' kann ich eine dicke Empfehlung aussprechen; wobei manche mit 'Amores Perros" Iñárritus Filme zu einer quasi Trilogie zusammenführen. Leicht - im Sinne hollywood'scher Dramen - sind keine seiner Werke. Die Figuren leiden - und sie leiden ohne ein filmisch garantiertes Versprechen auf (dramaturgische) Erlösung.

In besagtem Zusammenhang könntest Du ein interessiertes Auge auf 'I Don't Feel At Home In This World Anymore' (Sundance '17) haben.

bonté

Anonym hat gesagt…

Michael Keaton ist ein Schauspieler, den ich in 98 % aller seiner Filme nicht mochte. Ich weiß nicht, ob es an seiner Rollenwahl oder an seinen schauspielerischen Fähigkeiten lag und liegt, aber ich mag ihn einfach nicht. Er hat etwas von Holz, Pappe, vorzugsweise nass, irgendetwas Unangenehmes.

In diesem Film aber hat er endlich mal eine Rolle gehabt, auf die er wie die Faust aufs Auge (oder umgekehrt: sie auf ihn) passte. Ein schöner Film. (Den man aber nicht mit meiner Frau schauen sollte, wenn man nicht auf Meckern steht. )

LG My.