30 Dezember 2016

Nur glückliche Gesichter an einem kalten Abend

Ich weiß nicht, wie oft in den 80er-Jahren ich die Band Walter Elf gesehen habe; es dürfte mehr als ein Dutzend Mal gewesen sein. Die Jungs aus Kaiserslautern spielten in allen möglichen Konzertorten in Süddeutschland, einmal veranstaltete ich – natürlich nicht allein – auch ein Konzert mit ihnen in Freudenstadt. Das ist alles lange her, die Band gibt es eigentlich nicht mehr, und die alljährlichen Gedenkkonzerte in Kaiserslautern hatte ich nie besucht.

Wenn Walter Elf allerdings in Karlsruhe spielt, muss ich hin – das war meine Devise, seit ich hörte, dass die Band zwischen Weihnachten und Neujahr in der »Alten Hackerei« auf der Bühne stehen würde. Am Donnerstag, 29. Dezember, war ich einigermaßen zeitig dort, stellte überrascht fest, wie viele bekannte Gesichter ich sah – nicht nur aus Karlsruhe –, und quetschte mich in den vollen Konzertraum.

Die Vorgruppe nannte sich Geld et Nelt, und ich verstand sie nicht. Das war irgendwie Musik-Kabarett: verkleidete Menschen auf der Bühne, die irgendwie Töne von sich gaben. Viele Leute lachten, ich konnte mit dem Witz der Pfälzer leider nichts anfangen. Man sagte mir aber, die Band sei sonst superwitzig. Vielleicht hatte ich schlichtweg einen schlechten Tag erwischt ...

Dafür überzeugte mich Walter Elf. Die schon recht angegrauten Herren sehen ja im Prinzip noch genauso aus wie vor dreißig Jahren, sind also »in Würde gealter«. Auf der Bühne zeigten sie keine Sekunde lang irgendwelche Alterserscheinungen. Es wurde mit breitem Grinsen gespielt und gesungen, die Band hüpfte wie in alten Zeiten herum und verbreitete ziemlich viel gute Laune.

Das übertrug sich sehr schnell auf das Publikum. In den vorderen Reihen wurde ein wenig gepogt, aber sehr zivil – kein Wunder bei den vielen Grauhaarigen im Saal ... –, in den hinteren Reihen wurde immerhin eifrig mitgesungen und getanzt. Die Stimmung war großartig, alles grinste, lachte und freute sich.

Ein großartiger Ausklang für das Konzertjahr 2016! Walter Elf können's immer noch, und das zeigten sie an diesem Abend. Gerne mal wieder: Auch wenn die 80er-Jahre schon verdammt lang vorüber sind, ist so eine Art von Vergangenheitsbewältigung witzig und gelungen genug.

3 Kommentare:

Christina hat gesagt…

Das du einigermaßen »peinlich« warst, kann ich mir vorstellen. Einigermaßen pünktlich hätte mich dagegen überrascht.
:-)

RoM hat gesagt…

Hoi, Klaus.
Punk wird grauhaarig. Auch nicht schlecht. Wenn die Leute dann auch aus dem Spaß heraus spielen - guter Wein!

Sogar bei mir steht noch ein Scheibe von anno dunnemal.

bonté

J. hat gesagt…

Eigentlich seltsam, sind es nicht gerade die Punks, die sich die Haare schon färben ehe sie grau werden?

Ich hatte in den Achtziger auch mal eine Cassette von der Walter Elf, allerdings konnte ich mit der Musik nicht identifizieren. Ich war/bin mehr der Elektropop-Typ. Und Die toten Hosen geht bei dir ja sicher nicht (mehr) als echter Punkt durch, oder?