09 Dezember 2016

Die Halbzeit von Punk

Weil ich eine Radiosendung über Lookout Records machte, hörte ich mir einige Male bewusst den Sampler »Heide Sez« an. Keine Ahnung, wann ich das zuletzt getan hatte – wahrscheinlich war es 15 Jahre her, und seither gammelte die CD in einer Kiste vor sich hin. Erschienen war der Sampler im Jahr 1996, in gewisser Weise bildete dieses Jahr die »Halbzeit des Punkrock«.

Zumindest von heute aus gesehen ... Punkrock begann irgendwann im Sommer 1976, die Gelehrten mögen sich gern über das exakte Datum streiten. Mittlerweile schreiben wir 2016 – da bildet 1996 tatsächlich die Halbzeit. Damals konnte es unsereins nicht fassen, dass es Punk schon zwanzig Jahre gab und immer noch neue Leute in diese Szene stießen, sie bereicherten und auch wieder verließen. Heute ist Punk für einige Leute endgültig museal geworden, andere leben ihn nach wie vor.

Diese Halbzeit-Phase spiegelt sich im Sampler wieder. Die Hardcore-Welle hatte ab Mitte der 80er-Jahre die amerikanische Szene komplett umgekrempelt, in der Mitte der 90er-Jahre gab es eine Gegenbewegung mit Bands, die sich auf den alten Sound beriefen. Nicht alles konnte dabei so richtig gut sein.

Aber so versammelten sich auf dem Sampler eben Bands wie The Crumbs, die rotzigen Punkrock spielten, der sich von den alten Säcken beeinflussen ließ, aber nicht altmodisch klang. Ebenso hörte man aber bewusst altmodisch klingenden 77er-Punk von Bands wie den Smugglers. Dazu kamen Pansy Division, die mit ihrer extreme poppigen Attitüde und Texten über schwules Lebensgefühl überraschten.

The Queers rotzten wie immer, Mr T Experience sowieso, Citizen Fish bildeten die Alte-Männer-Truppe, und Avail waren damals noch eine knackige junge Punkrock-Band. Und so weiter; insgesamt bot der Sampler eine hervorragende Mischung.

Das beste daran ist, dass man den auch zwanzig Jahre danach noch gut hören kann – das geht nicht mit allen Platten aus dem Jahr 1996 ...

Keine Kommentare: