Fuhr ich früher nach Hamburg, hing ich entweder in den besetzten Häusern am Hafenrand oder in den Wohnungen von Bekannten ab, besuchte Punk-Konzerte oder lief mit dem pogoanarchistischen Pöbel und mit viel »Saufen Saufen!«-Gebrüll durch die Innenstadt.
Wie sehr sich das ganze verändert hat, belegt wunderbar mein Hamburg-Aufenthalt in der letzten Woche: rein geschäftlich und mit einem derart engen Zeitplan, daß für Privatkram praktisch keine Zeit blieb.
Ich reiste in Anzug und Krawatte (es ging teilweise in »feindliches Gebiet«, da empfiehlt es sich eh, den Kampfanzug zu tragen ...), ich kam mit dem Flugzeug, und ich bewegte mich ausschließlich auf bürgerlichem Terrain. Das feine Hotel Intercontinental, in dem ich zu Mittag aß, die Mönckebergstraße, durch die ich zweimal ging, das Alsterufer, in dessen Nähe ich zu Abend futterte, die hochfeudale Warburgstraße und deren Umfeld, wo ich mit einem Rechtsanwalt redete, das Elbufer mit einem Büro-Glaskasten und so weiter ...
Nix mit Wohnungen in Ottensen und in St. Pauli, nix mit Punk-Konzert in der Lohbusch, nix mit Plattenläden aufm Schulterblatt, nix mit Dönerbude an der Ecke.
Boah, bin ich alt geworden.
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