11 Dezember 2007

Das geht auf keine Bockshaut

Es war kein Vergnügen, am Samstag abend über den Weihnachtsmarkt in Darmstadt zu stolpern. Es regnete in dünnen Bindfäden, ein feuchter Wind machte uns zudem zu schaffen, und auf Glühwein hatten wir keinen Lust. Zudem trieb uns der Hunger in die Wärme - und so stolperten wir nach einigem Suchen in das Restaurant »Bockshaut«.

Als Nichtraucher, der die neuen Nichtraucherschutzgesetze manchmal selbst sehr übertrieben findet, folgte ich meinen Begleitern bereitwillig in das Raucherzimmer, das genügend Platz bot und deutlich weniger verraucht war als durchschnittliche Kneipen vor dem Nichtraucherschutzgesetz. Zumindest bekam ich stetig frische Luft, oder ich hatte nach dem feuchten Wetter in Darmstadts eher betonarchitektonischen Innenstadt kein Problem mit einem Restaurant-Nebenraum.

Die für diesen Tag auf eine Seite reduzierte Speisekarte war für die Fleisch-Fraktion ein reines Vergnügen, für Vegetarier fand sich nichts. Dafür war der Kellner superfreundlich, offerierte mündlich gleich mehrere Variationen, und der Vegetarier am Tisch wurde glücklich. Kein Schmarrn: Das gut bürgerliche Essen (Rumpsteak für die einen, Zanderfilet für die anderen, Gemüsezeugs für mich) schmeckte durchgehend, das lokale Bier vom Fass passte sehr schön, die Suppe wärmte gut durch - und leider gab es auch Nachtisch.

»Leider« ist in diesem Fall ironisch zu verstehen. Aber ... ich meine ... wie kann man an einem so feuchten Tag glasierte Maronen anbieten? Und das Leuten, die schon von der Vorspeise und vom Hauptgericht mehr als satt sind? Kurzum: Jeder nahm noch einen Nachtisch, die Nicht-Autofahrerfraktion freute sich über eins bis drei Schnäpse, und alle waren glücklich und zufrieden.

Das »Bockshaut« ist ein gutbürgerliches Restaurant. Viele Menschen halten »gutbürgerlich« längst für eine Beschimpfung. Dieses Darmstädter Restaurant, das schon zur Tradition der Stadt gehört, beweist, dass dem nicht so sein muss ...

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