Ein wenig spät, dieser Bericht, aber egal. Sonntag, der 23. Dezember, ist ja sooo lange auch nicht her.
Kalt war's an diesem Abend. Immerhin rochen die Fleischabfälle, die in den offenen Containern vor der Schlachterei lagen, diesmal nicht so intensiv. Vielleicht waren sie gefroren, vielleicht war ich auch schon erkältet.
In der Alten Hackerei in Karlsruhe war es auf jeden Fall warm, kein Wunder angesichts der vielen Leute, die sich in den Räumlichkeiten der gepflegten Punkrock-Bar drängten. Im Schätzen war ich schon immer schlecht, an die 120 bis 150 Besucher waren es aber sicher.
Gegen die Kälte setzten Blitztrumpf aus Karlsruhe ein entsprechendes Bühnen-Outfit: schicke Kurzhaar-Scheitel-Frisuren, schicke Hawaii-Hemden, kurze Hosen. Ich fand, dass das einen guten Kontrast zu Kapuzenpullovern, Wollmützen und Lederjacken gab.
Die Band war auf jeden Fall gut, sie gefällt mir immer besser - da merkt man, dass Punkrock-erfahrene Herren auf der Bühne stehen und nicht nur irgendeine Punkrock-Einheitssoße spielen. Und spätestens wenn Blitztrumpf dann Agent Orange nachspielen, wird klar, woran mich ihr Sound erinnert: an die rockigen Teile des frühen Kalifornien-Punks. Sehr schön!
Den Höhepunkt des Abends bildeten trotzdem Trend. Die durchgeknallten Burschen aus der Pfalz zeigten, daß deutscher Punkrock mit ziemlich anders klingenden Texten auch auf der Bühne super funktioniert. Bei Liedern wie »Ich bin bereit - zum Selbstmordattentat« oder »Willi, was soll das mit dem Blut« kam richtig Bewegung ins dann schon reichlich angesoffene und fröhliche Publikum.
Ins Bild paßte, daß mir später ein Pfälzer gegen das Bein pinkelte. Tatsächlich: Anständige Männer, die wir waren, gingen die meisten Stehpisser raus an den Schlachthof und nicht auf das Klo, und der schwerst angetrunkene Mann, der unartikuliert Pfälzisch radebrechte, der neben mir stand, pinkelte und torkelte, verriß einmal seinen Strahl so, daß ich einen Schwapp gegen die Wade bekam.
Na super! Ich nahm an, daß mehr Bier als sonst in dem Urin war, nahm's als vorgezogenes Weihnachtsgeschenk, stritt nicht herum und wechselte an der Theke der Alten Hackerei auf Bionade.
Ein gelungener Abend also ...
1 Kommentar:
"Ich bin zu breit zum Selbstmordattentat" hätte ich ja noch durchgehen lassen, aber so ist die Songzeile aber einfach nur extrem dümmlich. Provokation um ihrer selbst Willen auf niedrigstem Niveau. Pfui! ;)
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