Der heutige Tag ist für mich ziemlich einschneidend: Zum letzten Mal erscheint die tägliche Ausgabe der »taz« noch in gedruckter Form. Sie wird digital weitergeführt, verabschiedet sich also vom Druck. Die Wochenend-Ausgabe mit erhöhtem Umfang bleibt als »wochen-taz« erhalten. Ob sich das Blatt dann noch »taz« nennen kann, was je letztlich die Abkürzung von »tagszeitung« ist, finde ich diskutabel.
Ich habe mein Abonnement fristgemäß gekündigt. Wer den ganzen Tag vor dem Bildschirm sitzt – sogar unsere Telefone im Verlag laufen über den Computer –, möchte abends oder zum Frühstück nicht auch noch auf einen Monitor starren. Die »wochen-taz« habe ich weiter abonniert. Und ich werde mir wohl ab und zu die »Süddeutsche Zeitung« oder die »Frankfurter Rundschau« kaufen, wenn mir danach ist.
Die »taz«-Leute haben ihren Schritt gut begründet, und ich kann ihn gut verstehen. Für mich ist es trotzdem nicht sinnvoll, so leid es mir tut. Ich kann das »taz zahl ich«-Modell ergreifen und einzelne Artikel digital lesen und gelegentlich bezahlen. Aber ich glaube nicht, dass ich das oft machen werde – und ich werde vor allem randständige Themen wie Kolumnen, die ich sonst immer wieder gern gelesen habe, sicher nicht im Netz anklicken.
Damit geht eine Tradition für mich zu Ende. Ich las meine erste »taz« in den späten 70er-Jahren, weil sie bei uns im Jugendzentrum auslag. Als Dorfjugendlicher war die »taz« für mich ein Fenster zur Welt, über das ich von Demos und politischen Zusammenhängen erfuhr, die mir sonst verborgen geblieben wären. (Ab 1981 fand ich zeitweise Sachen wie die »Graswurzelrevolution« toller, aber das ist ein anderes Thema.)
In den 90er-Jahren abonnierte ich die Zeitung; ich habe sie bestimmt seit gut dreißig Jahren oder mehr im Abonnement. Ich gewöhnte mich an den speziellen Stil mancher Mitarbeitenden, mochte die eine mal mehr, den anderen mal weniger, las aber immer wieder Texte, die mich sonst nicht interessieren würden – weil sie auf einer Seite waren, die sich mit anderen Themen beschäftigte.
Die gedruckte »taz« wird mir echt fehlen. Ich finde den Verlust sehr traurig. Der Zeitung und den dort beschäftigten Menschen drücke ich die Daumen, dass die Transformation klappt. Wir lesen uns!
2 Kommentare:
Hi Klaus,
mein Name ist Rick aus dem Hunsrück.
Als Junge lernte ich u.a. auch mithilfe von PR deutsch und über deren Website
bin ich auf Deinen Blog gestossen.
Tja, die Taz...
mir geht es wie Dir. Leser der ersten Stunde(n), und das Blatt wird mir fehlen.
Natürlich kann man die Entscheidung die Tagespublikation einzustellen nachvollziehen, dennoch: man hat über die Jahrzehnte zuviel SF gelesen,
um nicht mit finsterem Misstrauen auf die AI dominierte Online-Welt der nächsten Jahre zu blicken. Kann gut sein, dass der Begriff 'Fake News'
sehr bald vollkommen unerwartete Facetten bekommt.
Wie auch immer: die WochenTaz bleibt uns vorerst noch in realer Form.
Nutzen wir sie.
Liebe Grüsse an Dich, Klaus, und alle Deine Verwandten und Freunde
yours truly
Rick
Danke, Rick,
für deinen Kommentar, dem ich nicht widersprechen kann. Ich kann die Kolleginnen und Kollegen bei der taz ja gut verstehen; das ist gar keine Frage. Die gedruckte Auflage geht zurück, die alten Stammleser werden nicht jünger, und der Service, Zeitungen auszutragen, wird ja auch immer teurer – da muss man reagieren. Vielleicht werde ich wieder taz-Leser, wenn ich Rentner bin, haha, und nicht mehr jeden Tag vor dem Computer sitzen muss.
Kommentar veröffentlichen