Wieder mal ein Roman, bei dessen Titelbild ich eigentlich keinen Blick wagen würde. Das Motiv signalisiert mir, dass es sich um ein trauriges Frauenbuch handelt. Dabei ist »Who The Fuck Is Kafka?« von Lizzie Doron ein unglaublich unterhaltsamer Roman, der sich sehr leicht liest und mit all seiner Leichtigkeit eine Reihe von schweren Themen transportiert.
Die Autorin engagiert sich in ihrem Heimatland für den Frieden und für die Aussöhnung mit den palästinensischen Nachbarn. Bei einer Konferenz in Rom trifft sie auf einen Palästinenser. Die beiden sprechen miteinander, sie streiten sich, aber sie kommen sich auch näher. Und aus ihren Streitereien wird langsam eine Freundschaft, die aber ständig auf harte Proben gestellt wird.
Für einen Palästinenser scheinen alle Israelis nichts anderes als Besatzer zu sein. Für sie als Israelin ist ein Mann aus Palästina zuerst jemand, den sie als Terrorist verdächtigt. Jeder der beiden hat in seiner Familie und in seinem familiären Umfeld allerlei Opfer der langjährigen Konflikte. Man wohnt nebeneinander und ist sich gleichzeitig unglaublich fremd.
Die Schriftstellerin Lizzie Doron schafft es, aus diesem komplexen Thema einen Roman zu machen, in dem sich – wie man schnell merkt – persönliche und biografische Erfahrungen mit allerlei Themen verbinden, die sich die Autorin ausgedacht hat. Es handelt sich also im weitesten Sinn um einen autobiografischen Roman, der harte Themen mit viel Humor verbindet.
Man kann bei den scharfzüngigen Dialogen, die sich die Israelin und der Palästinenser liefern, immer mal wieder schmunzeln, aber gleichzeitig die Verzweiflung kaum unterdrücken: Wie soll auf so einer Basis voller Hass und Misstrauen irgendwann wirklich Frieden entstehen?
»Who The Fuck Is Kafka?« ist großartig. Das Buch unterhält hervorragend, und es gibt einen Blick auf einen Konflikt wieder, der für europäische Leser wie mich weit entfernt und trotzdem sehr nah wirkt. Man muss übrigens nicht alle Ansichten teilen, die Lizzie Doron äußert – man hat ihr teilweise eine zu große Nähe zu palästinensischen Organisationen vorgeworfen –, und kann sich trotzdem von dem Buch informieren und unterhalten lassen.
Klar: Wer Grundlagen über den Konflikt im Nahen Osten haben möchte, sollte vielleicht ein Sachbuch lesen. Als spielerische Annäherung an das Thema mit sehr vielen ernsten Bezügen ist das Buch aber sehr gut geeignet.
1 Kommentar:
Erschienen ist »Who The Fuck Is Kafka?« bei dtv; der Verlag bietet auf seiner Internet-Seite weitere Informationen zu dem Buch an.
Hier:
https://www.dtv.de/buch/who-the-fuck-is-kafka-14484
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