16 Juli 2017

Die Kaiserallee auf zwei Rädern

Ich wollte mit dem Fahrrad aus dem Stadtteil Mühlburg in die Innenstadt von Karlsruhe fahren. Weil ich ein bisschen – selbstverschuldet natürlich – in Zeitdruck geraten war, wollte ich nicht durch die Nebenstraßen eiern oder über Gehwege fahren.

Dabei wollte ich mich einem der schicken und toll gestalteten Radwege anvertrauen, auf die man in Karlsruhe so stolz ist. Über die Kaiserallee und die Kaiserstraße, den direkten Weg also, würde ich schnell vorankommen.

Dachte ich.

Nach hundert Metern stand das erste Auto auf dem Radweg. Der Fahrer parkte in zweiter Reihe, er oder sie war nirgends zu sehen. Ich hatte Glück, von hinten kam niemand – also scherte ich aus, verließ den Radweg, fuhr auf der Autoseite weiter und scherte wieder ein.

Nach weiteren hundert Metern standen gleich zwei Autos hintereinander auf dem Radweg. Wieder wollte ich ausscheren, aber es ging nicht. Hinter mir kamen Fahrzeuge über die Kaiserallee, die sich offenbar nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung hielten.

Ein Autofahrer hupte hektisch; ich bremste ab und kam hinter den parkenden Autos zum Stehen. Als der Autofahrer an mir vorüberdüste, fuchtelte er mit erhobener Faust zu mir herüber.

Ich wartete, bis die Autos vorüber waren, passierte die Falschparker, wechselte wieder auf den Radweg. Dann parkte einer aus – rückwärts verließ er die Parklücke und schob sich auf den Radweg hinaus. Der Fahrer war unschuldig, er konnte mich nicht sehen. Immerhin nahm ich ihn rechtzeitig wahr und bremste wie blöd, um nicht auf das Auto zu knallen.

Nachdem er ausgeparkt war, konnte ich weiterfahren. Der Radweg wechselte auf die Parallelspur, der ich folgte. Als ich aus der Parallelspur wieder über den Radweg auf die Kaiserallee fahren wollte, ging das nicht: Ein Autofahrer parkte genau an der Ecke. Weil von hinten weitere Fahrzeuge kamen, eierte ich über den Gehweg, umfuhr eine Frau mit Kinderwagen und wechselte erst fünfzig Meter weiter auf den so toll eingezeichneten Radweg.

Um das Drama abzukürzen: Ich fahre beim nächsten Mal wieder durch Nebenstraßen, benutze Gehwege gegen die Fahrtrichtung und verletze lieber jede Verkehrsregel, als mich auf einer Hauptstraße mit wunderschön eingezeichnetem Radweg mit Falschparkern und Dränglern auseinanderzusetzen ...

4 Kommentare:

Christina hat gesagt…

Das kenne ich aus München. Ich sage nur: Leopoldstrasse – dort sind auch noch die Bushaltestellen strategisch so günstig platziert, dass der Ausstieg direkt auf dem Radweg liegt. Ich habe da mehr als einmal eine Vollbremsung hinlegen müssen. Das ist lebensgefährlich, nicht nur für Radfahrer.

Ekkehardt hat gesagt…

Hallo Enpunkt!
Erzähl das lieber Deinem Bürgermeister. Oder irgendeinem Stadtrat, den Du persönlich kennst.
Deinen privaten Blog lesen die nämlich bestimmt nicht ...
Schönen Gruß aus Landshut!
Ekkehardt

Enpunkt hat gesagt…

An Ekkehardt: Ich weiß, dass die meinen Blog nicht lesen; darum geht es ja auch nicht. Ich wollte nur eine kleine Geschichte erzählen, mehr nicht. Es ging mir hier nicht darum, eine politische Initiative zu starten oder so.

RoM hat gesagt…

Ohayo gozaimasu, Klaus san.
Der Kalte Krieg zwischen Auto- & Radfahrern; wobei der Kombatantenstatus nicht selten mit dem Schlachtross wechseln kann. Die Frontlinie hüllt sich da öfter in diffusen Nebel.

Vermutlich würden sich aber auch in einem reinen Radfahrerparadies die Wildsäue des Verkehrs nicht zurückhalten.

bonté