25 September 2015

Nazis nach der Sommerpause

Auch das rechtsradikale Gesindel in Karlsruhe urlaubt im Sommer gern. Deshalb fielen die »Spaziergänge« des »Widerstandes« – so heißt der örtliche Pegida-Nachfolger – im Hochsommer aus. Am Dienstag, 22. September, ging es allerdings weiter, und ich beteiligte mich an der Gegendemonstration.

Ich war spät dran, weil ich so lange hatte arbeiten müssen. So verpasste ich die offizielle Gegenkundgebung, an der einige hundert Leute teilnahmen, und kam erst zu dem Zeitpunkt in die Innenstadt, als die »Widerstand«-Kundgebung bereits begonnen hatte.

Viel zu sehen war nicht. Im Nieselregen standen die Rassisten auf der Zähringerstraße, weiträumig abgeschirmt durch Hundertschaften der Polizei und allerlei Absperrgitter. Deutschlandfahnen wehten, ein Lautsprecher schepperte. Zu hören war nicht viel, da auf unserer Seite der Absperrung, also am Kronenplatz, ein Höllenlärm verursacht wurde.

Irgendwann liefen die Nazis los, und auch ich bewegte mich ein Stück weit. An einer anderen Stelle der Innenstadt, wo man wieder freie Sicht auf die kleine Nazi-Kundgebung hatte, war erneut alles abgeschirmt. Aber von dort aus konnte man immerhin seiner Abscheu lautstarken Ausdruck verleihen.

Witzige Idee einiger Aktivisten: Es wurde ein antifaschistisches Oktoberfest veranstaltet. In bayerischen Bierzelt-Klamotten wurden vegane Würste sowie Getränke ausgegeben; ob der Vuvuzela-Verleih damit zusammenhing, bekam ich gar nicht mit.

Danach eilte ich wieder zurück zum Kronenplatz, weil die Nazis ebenfalls zum Ausgangspunkt ihrer Demonstration zurückspazierten. Wieder Protestrufe, wieder eine Abriegelung der Polizei; dann zogen Teile der Gegendemonstranten in verschiedene Richtungen ab.

Noch später kesselte die Polizei in der Adlerstraße einige Dutzend Gegendemonstranten ein. Angeblich hatten einige Personen gegen das Vermummungsverbot verstoßen; es wurde ein »riesiges G'schiss« veranstaltet, und alle wurden erkennungsdienstlich verhandelt. Ich machte, dass ich wegkam.

Abschluss des Abends war eine Situation auf Höhe der Kneipe »Litfass«. Die verbliebenen Karlsruher Antifaschisten – wir vier mit unseren Fahrrädern – standen vor der Kneipe herum. Von dort bekamen wir die Rede der »Widerstand«-Sprecherin mit, aus Richtung des Kronenplatzes drang das Pfeifkonzert der Gegendemonstranten zu uns. Es war eine widerwärtige Mixtur aus Angst und Rassismus, die man – wer möchte – auf Youtube anhören kann.

Dann löste sich die Nazi-Kundgebung auf, die Polizei öffnete die Sperren, die sie vorher so abgesichert hatten. Und unsere winzige Gruppe hatte dann das schöne Empfinden, den Nazis »hautnah« gegenüberzustehen: Etwa ein Dutzend von der sportlich-jungen Fraktion, etwa der Dutzend Rentner, einige kernige Altnazis spazierten an uns vorüber. Danach wollte ich auch nur noch heim.

2 Kommentare:

RoM hat gesagt…

Yum tuv, Klaus.
Wie viele der wurstigen Spaziergänger wohl sommers in gastlichen Urlaubsländern waren?! Bedient von allesammt "Ausländern"...die verfolgen sie auch überall hin!

"Vermummen" kann auch dahingehend frei interpretiert sein, daß sich wer 'ne Kapuze über den regennassen Kopf zieht. Läuft dann "korrekt" unter dem juristischen "Ermessensspielraum", denke ich.

bonté

J. hat gesagt…

Es ist erschreckend wie weit rechts Karlsruhe zu stehen scheint.