23 September 2014

Partei der Plünderer

Die Medien schreiben und tönen es allüberall: Die Piratenpartei zerlegt sich selbst. Die sogenannten Altparteien sind froh, dass die ungeliebte Konkurrenz immer mehr an Stimmen und Ansehen verliert. Aber auch ich kann nur milde über den Niedergang der Piratenpartei lächeln.

Anfangs fand ich einige Ideen der neuen Partei gut. Datenschutz, Mitbestimmung, neue Kommunikation – das klang aufregend und interessant. Einige Protagonisten der Partei, die ich persönlich kennenlernte oder im Fernsehen mitbekam, machten einen vernünftigen und gleichzeitig witzigen Eindruck; das versprach viel gutes.

Doch letztlich lief es für mich darauf hinaus, dass viele Piratenparteimitglieder nichts anderes auf ihrer Agenda hatten, als Kreative in die Armut zu treiben. Die Privatisierung von geistigem Eigentum, die geplante Enteignung und Ausplünderung der Kreativen – ob Autoren oder Musiker oder Bildende Künstler – oder schlichtweg die unreifen Gedanken zum Urheberrecht; das alles sorgte dafür, dass ich die Piratenpartei immer widerlicher fand.

Wenn sich diese Parte in den nächsten Monaten endgültig zerlegen würde, wäre das eine gute Nachricht. Nicht weil ich die anderen Parteien neuerdings gut fände, sondern einfach nur deshalb, weil dann eine besonders widerwärtige und sich selbst für cool haltende Polit-Krake erledigt wäre. (Man darf ja noch träumen ...)

3 Kommentare:

Stefan Gaffory hat gesagt…

Danke. Faßt alle meine Kritikpunkte an diesem Konstrukt nochmal zusammen. Hier gehen wir wirklich 100%ig konform. Lustig war, daß ich ja damals das Gehupe um Napster lächerlich fand, wobei es da ja auch um Multimillionäre ging... aber wenn man selbst betroffen ist, merkt man sehr schnell, daß keine Veranlassung dafür besteht, seine Arbeit komplett zu verschenken.

Unknown hat gesagt…

Es wundert mich ein bischen, dass Du das so sehr auf einen Punkt verengst, noch dazu einen der weder bei den Piraten (soweit ich es gesehen habe) ein zentraler Punkt war, aber vor allem auch die Polemik nicht verdient.

"Die Privatisierung von geistigem Eigentum, die geplante Enteignung und Ausplünderung der Kreativen"? Aeh was jetzt? Privatisieren, oder Enteignen? Beides gleichzeitig geht nicht. Und von welchen unreifen Gedanken ist die Rede? Mir stellt sich da das Gefuehl ein, dass Du Dich mit den Ideen die da entwickelt wurden nicht wirklich auseinandergesetzt hast.

Mit den neuen Moeglichkeiten ist ein Weiterfuehren von Konzepten die auf Besitz von Druckerpresse und statischer Vertriebsorganisation beruhen nicht wirklich machar, oder? Dein Taetigkeitsschwerpunkt mit den eBooks zeigt doch, dass Du eigentlich am Thema dran bist. Und die Politik der mehrfachen Vertriebswege die ich sehe, ist durchaus gestaltend, und nicht nur reaktiv. Wiso dann die abwehrende Haltung fuer einen Status Quo, der so schon geschichte ist?

Die Hoffnung die ich hier habe (oder doch hatte?) war dass das Thema offensiv angegangen wird, und Regelungen gefunden werden, die mit den aktuellen Moeglichkeiten einen Ausgleich der Berechtigten Interessen von Schaffenden und Konsumenten - aber auch den Dienstleistern, die diese Dinge Produkte zugaenglich machen geschaffen wird.

Ich denke durchaus, dass die aktuellen Techniken fuer ein Mehr sorgen wird. So wie der Computer uns nicht das Papierlose Buero gegeben hat, sondern noch mehr Papier, so schafen die neuen Wege zur publikation und der freizuegige Umgang damit ein Mehr an Angebot. Klar, wie ehedem bei der Druckerpresse wird die Masse nicht jedermanns Qualitaetskriterien erfuellen :))

Diesen Umbruch kann man nicht verhindern, man hat nur die Moeglichkeit Stueck fuer Stueck gegen die Macht des Faktischen zu verlieren, oder aber das ganze versuchen zu Gestalten.

Bei den Piraten hat sich zum ersten mal der Wille zur Gestaltung auch grupiert. Die Leute sind auch zwischenzeitlich nicht von der Welt verschwunden, die Piraten als effektiver Weg das im Rahmen unserer Demokratie einzubringen, leider doch (oder vieleicht doch nicht - man kann ja noch hoffen).

Interessanterweise habe ich gerade heute abend einen Bericht ueber Autoren die direkt (ueber Amazon) vermarkten gesehen - und fast alle Aussagen waren positiv. Ich krieg da echt Bauchweh. Nicht nur wenn eine Firma den Markt praktisch beherscht, sondern auch weil ich denke, dass Verlage neben dem reinen Vertrieb (wie Amazon) eben auch einen Dienst anbieten, der wertvoll ist.

So wie es jetzt aussieht verschwindet das aber hinter Ueberkommenen Formen und Denken - die Verlage aber werden so recht bald auf die rote Liste kommen. Oder?

Vieleicht als letztes Wort: Ich bin entschieden fuer eine neue Handhabung des Uhrheberrechts. Auch und gerade _weil_ ich meine Medien kaufe, und dabei mich nicht auch noch gegenueber dem Verkaeufer, also dem, der von meinem Geld lebt, rechtfertigen will.

Enpunkt hat gesagt…

Ich habe nichts gegen die neuen Medien und Gestaltungsmöglichkeiten – ich verdiene damit mein Geld.

Ich habe nur irritiert festgestellt, dass die Sicht mancher Piraten (die doofen Autoren sollen gucken, wo sie bleiben) und die Sicht mancher Verleger (wir bezahlen die Autoren schlecht und kassieren alle Nebeneinkommensquellen für uns) häufig identisch sind. Auf der Strecke bleiben bei den derzeit diskutierten Konzepten IMMER die Kreativen.

Wer sich jetzt auf die »Giganten« wie amazon.de verlässt, wird irgendwann sein blaues Wunder erleben. Da bin ich mir jetzt schon sicher. (Insofern sind die Piraten nichts anderes als die Erfüllungsgehilfen des Großkapitals - also wirklich nur eine besonders widerwärtige FDP-Ausweitung ...)

Das Urheberrecht ist gut, so wie es jetzt ist. Wenn man es ändert, sollten diese Änderungen mit denen besprochen werden, die die Urheber sind - und nicht nur zwischen denen, die alles gratis haben wollen, und denen, die das ganze Geld für sich haben wollen.