19 Juni 2014

King funzt immer

Es muss bald dreißig Jahre her sein, seit ich die Geschichtensammlung »Nachtschicht« von Stephen King gelesen habe. Zeit genug also, um den größten Teil zu vergessen. Dieser Tage hörte ich die Hörbuchfassung an, die vor vielen Jahren bei Lübbe-Audio erschienen ist, und ich erkenne zum wiederholten Mal, was für ein verdammt guter Schriftsteller dieser King eigentlich ist.

Das liegt sicher an der Stimme von Joachim Kerzel, der die Geschichten vorliest. Der Mann hat eine eindrucksvolle Stimme, die in positiver Weise »unaufgeregt« ist. Er vermittelt einem auch die gruseligsten Dinge so klar und nachvollziehbar, dass man sie glaubt.

Und die Geschichten? Die Story von den Menschen, die sich in einer Tankstelle vor wildgewordenen Lastwagen verschanzen, ist immer noch großartig – da mag die Prämisse noch so hirnrissig sein. Und die Horror-Geschichte von dem Lehrer, dem die Jungs wieder begegnen, die 16 Jahre zuvor seinen Bruder erstochen haben, zieht einen unweigerlich in ihren Bann – allen Klischees mit Dämonenbeschwörungen zum Trotz.

King schafft es, in einem Leser und Hörer durch einfache Worte ein Gefühl zu erschaffen, das so unmittelbar ist, dass man ihm alles glaubt. Seine Hauptfiguren bringt er einem nahe, er setzt die Distanz außer Kraft, die zwischen dem Autor und dem Leser exisiert, und das macht er einfach meisterhaft.

Das Interessante bei den »Nachtschicht«-Stories ist ja ihr Alter. King schrieb sie in den 70er-Jahren, sie wurden hierzulande in den 80er-Jahren veröffentlicht. Sie sind also mehrere Jahrzehnte alt – und doch sind sie nicht angestaubt. Das ist meisterhaft!

Mir bleibt nichts anderes übrig, als einen gigantischen Respekt vor dem Autor aus Maine zu haben. Und die Hörbuchversionen seiner Geschichten noch lange in Erinnerung zu behalten.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das Mädchen vom gleichnen Autor ist genauso klasse...:)

Anonym hat gesagt…

Das Mädchen, als Hörbuch vom gleichen Autor ist auch klasse...:)

Christoph Dittert hat gesagt…

Genau diese Hörbuch-Geschichten habe ich vor einiger Zeit auch gehört - an dem Tag, als ich zum ersten Mal Hartmut Kasper/Wim Vandemaan besuchte. Hat mir die lange (Stau-)Fahrt sehr versüßt und mich auch sehr beeindruckt. Das "Nachtschicht"-Buch hat sehr viele sehr gute Geschichten, die weit mehr sind als "halt eine Kurzgeschichte", das stimmt.