08 Juni 2014

Die Hitze in Limbé

Am 24. November 1999 notierte ich in mein Tagebuch: »Mir leuchtet so langsam ein, warum die weißen Kolonisten in dieser Gegend wie die Fliegen starben und kaum einer viel älter als dreißig Jahre wurde.« Es war ein mörderisch heißer Tag, einer jener Tage in Arika, an denen mir ununterbrochen die Brühe herunterlief, auch wenn ich mich nicht einmal bewegte.

Ich war in Limbé, einer Kleinstadt im englischsprachigen Teil von Kamerun, wo ich mich im Victoria Guest House eingemietet hatte. Das Gasthaus war sauber, mit dem Personal kam ich gut klar, und ich saß stundenlang auf der Veranda und versuchte, mich an die unglaubliche Schwüle zu gewöhnen.

Der Himmel hing meist voller Wolken, und das lud mich zu selten dazu ein, mit dem Bus an einen Strandabschnitt zu fahren. Durch die Straßen entlang der Küste fuhren gelegentweiße lich Soldaten, die französisch miteinander sprachen; ich vermutete, dass die Fremdenlegion in der Kleinstadt eine Kaserne unterhielt.

Abends, wenn die Hitze ein wenig nachließ, schleppte ich mich in eine Bar in der Nachbarschaft. Meist lief laute Musik, manchmal spielte eine Band, und fast immer musste ich einer Prostituierten erklären, dass ich weder Lust auf eine »Massage« hatte noch ihr glaubte, mich »unendlich« zu lieben.

In Limbé vertrödelte ich meine Tage. Ich tat wenig, und wenn ich etwas tat, machte ich es mit einer unendlichen Gemütlichkeit. Wenn ich durch die Straßen ging, trottete ich geradezu – und als ich nach einigen Tagen weiterreiste, freute ich mich richtig, wieder in Bewegung zu sein.

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