Unter der Überschrift »Ein gigantisches Universum« präsentiert die Zeitschrift »TextArt« in ihrer aktuellen Augabe 4/2006 ein Interview mit mir. Coole Sache. Sogar das Foto, auf dem ich sehr seriös und ernsthaft in die Wäsche gucke, paßt dazu.
Ich erzähle in dem »Magazin für kreatives Schreiben«, das viermal im Jahr erscheint, ein wenig über meine Arbeit bei PERRY RHODAN. Vor allem geht es aber um die Chance, als freiberuflicher Schriftsteller mit Science Fiction sein Geld verdienen zu können.
Nicht daß ich das täte ... Meine letzte veröffentlichte Science-Fiction-Geschichte liegt schon wieder einige Jahre zurück. Aber immerhin ist es mein Job, ständig irgendwelche neuen SF-Romane he-rauszubringen. Von daher paßt das ganze dann doch.
Cooles Interview, hat mir echt gefallen! Sehr schmeichelhaft natürlich ...
1 Kommentar:
Hier das eigentliche Interview:
Zählen Sie zu denjenigen, die schon als Kind Science Fiction-Bücher gelesen haben, vielleicht sogar Perry Rhodan?
Ja, ich habe damals SF-Bücher gelesen, ohne sie als SF überhaupt wahrzunehmen, z.B. Hans Dominik und Jules Vernes. Auch Comics waren darunter, ich denke da an Luc Orient im Zack. 1977 habe ich dann die PERRY RHODAN-Romane entdeckt.
Und wie wird man dann zum Perry Rhodan-Chefredakteur?
1979 gründete ich mit Freunden einen Fan-Club, 1980 kam mein erstes Fanzine heraus, 1981 veranstaltete ich ein erstes Fantreffen im örtlichen Jugendzentrum. Damals war ich noch Schüler. Die Redakteure der örtlichen Tageszeitung fragten mich, ob ich für sie schreiben wolle – seit 1983 lebe ich vom Schreiben, mein Abitur machte ich 1984. Erste Kurzgeschichten und Romane entstanden schon während der frühesten Schulzeit; anfangs erschienen sie in Fanzines, seit 1980 auch in Zeitschriften und Anthologien, etwa im Heyne- oder im Lamuv-Verlag
Was sind denn Ihre Aufgaben als PR-Chefredakteurs?
Das hat sich im Laufe der Jahre sehr geändert. Damals war es fast ausschließlich die Inhaltsbetreuung, heute ist es viel umfassender. Als Chefredakteur bin ich letztlich auch für den gesamten Bereich Marketing und Lizenzen verantwortlich; im Redaktionsteam im Verlag sind wir sieben Leute. Derzeit laufen neben der PERRY RHODAN-Serie auch noch die ATLAN-Romanreihe sowie die Lizenz-Taschenbücher im Heyne-Verlag; hinzu kommen Hörspiele, Hörbücher, Computerspiele, Comic-Projekte und zahlreiche andere Themen. Letztlich wird nichts bei PERRY RHODAN veröffentlicht, was nicht über meinen Schreibtisch gegangen ist.
Wie viel Einfluss habe Sie selbst auf die Gestaltung der Serie? Wie viel davon ist Klaus N. Frick?
Den Inhalt gestaltet Robert Feldhoff als Chefautor; ich rede ihm da nicht so viel hinein. Wenn ich wollte, dass alle Helden bei PR hellrosa Strampelanzüge tragen, könnte ich das machen, aber das wäre ja blöd. Teilweise bringe ich von mir und meiner Meinung etwas ein, aber wenn ich da derartig bestimmend wäre, würde die Auflage viel niedriger sein. PERRY RHODAN ist eben das Ergebnis einer Teamarbeit: Mehr als zwei Dutzend Autoren haben in fünfundvierzig Jahren an dieser Saga mitgeschrieben; mit Taschenbüchern und ATLAN kommen wir auf gut vierzig Autoren. Damit ist die Serie kein monolithischer Klotz, sondern ein vielfältiges Gebilde, das auf diese Weise auch sehr viel verschiedene Leser ansprechen kann – jeder bevorzugt ja letztlich andere Autoren und inhaltliche Richtungen. Der Leser bekommt mit der PERRY RHODAN-Serie ein gigantisches Universum, in dem er sich quasi zu Hause fühlen kann, gleichzeitig erhält der Leser jede Woche ein neues Abenteuer, und das fasziniert ihn im optimalen Fall jede Woche aufs neue.
Das heißt ja, dass PR-Autoren einen eigenen Stil haben dürfen, oder?
Ja, sie sollen sogar einen eigenen Stil haben; ihre eigene Erzählstimme ist wichtig. Aus diesem Grund stehen mittlerweile auch die Autorennamen auf den Titelbildern, innen standen sie ja immer drin. Es gibt auch Fans von bestimmten Autoren, andere Leser kümmern sich darum aber gar nicht.
Und wie wird man PR-Autor?
Wir sind eigentlich mmer auf der Suche nach neuen Autoren. Das gilt übrigens für alle Verlage. Es heißt ja immer „Die wollen ja gar keine neuen Autoren“, aber das stimmt nicht. Die meisten Manuskripte, die in den Verlagen landen, sind schlichtweg nicht gut genug. Aus diesem Grund gehe ich auf Seminare wie dieses: Hier kann ich schauen, ob neue Talente dabei sind.
Wie lernt man denn das Schreiben?
Schreiben, schreiben, schreiben. Das ist schlicht Arbeit. Ich erkläre es anhand eines Beispiels. So habe ich mal ein Manuskript gelesen, das war einfach nicht gut. Ich erklärte der betreffenden Person, was mich stört und was man überarbeiten müsste. Sie sagte dann zu mir: „Aber das ist mir zu viel Arbeit.“ Das war es dann ... Im Schwäbischen gibt es eine Redensart. Die heißt „Man soll nicht so ehrenkäsig sein.“ Das gilt auch fürs Schreiben. Wichtig ist für einen Autor die Fähigkeit zur Selbstkritik, zur Selbstanalyse. Darüber hinaus sollte man schreiben, einfach nur schreiben. Nicht nur die tollen Sachbücher übers Schreiben lesen, James N. Frey und so. Andreas Eschbach hat beispielsweise auch jahrelang für die Schublade geschrieben, bevor er seinen ersten Roman verkaufen konnte.
Als Autor muss man beispielsweise bereit sein, seinen eigenen Text kritisch zu betrachten und gegebenenfalls auch zu kürzen.
Wie wichtig sind denn Schreibkurse?
Da ist die erste Frage immer: Ist der Teilnehmer wirklich bereit zu lernen? Nur dann empfiehlt sich für ihn eine Schreibgruppe. Viele dieser Gruppen sind reine "Kuschelseminare"; alle haben sich lieb, und niemand kritisiert einen. Ich war als 17-Jähriger Mitglied in einer Schreibwerkstatt in Freudenstadt. Das fand ich toll, weil ich als das "Jung-Genie" betrachtet wurde, aber schon mit 19 fand ich’s nicht mehr gut – weil ich eben nichts lernte. Eine Schreibgruppe ist meiner Ansicht nach nur sinnvoll, wenn man wirklich was lernen möchte.
Man braucht aber nicht zwangsläufig Seminare, um seine eigene Texte besser beurteilen zu können. Letztlich benötigt man vor allem ein kritisches Gegenüber. Meine Lebensgefährtin ist für mich eine harte "Lehrerin". Sie geht an meine Texte extrem kritisch ran und zeigt mir jede Schwäche gnadenlos auf.
Wie unterscheidet sich denn das Schreiben von Science Fiction vom Verfassen anderer Literatur?
Früher war die Science Fiction vor allem eine Ideenliteratur. Die Idee war entscheidend, und deshalb interessierten sich die Leser nicht so sehr für eine gute Charakterisierung der Hauptpersonen oder einen besonders guten Stil. Heute ist das anders, die heutigen Leser möchten auch diese Aspekte berücksichtigt haben. Die Science Fiction hat sich stilistisch und dramaturgisch längst der normalen Unterhaltungsliteratur angenähert, hier sehe ich wenig Unterschiede. Der wichtigste dürfe nach wie vor darin liegen, dass die Science Fiction im idealen Fall eine komplexe Welt aufbaut, der sich der Leser annähern muss (eine Hürde, an der viele Leser einfach scheitern), die ihn aber fasziniert. Ob diese komplexe Welt nun rein technisch strukturiert ist oder in anderer Weise Science, also die Wissenschaft auslotet, ist Ansichtssache des Autors – und damit des Lesers.
Wie sind denn überhaupt die Chancen auf dem Science Fiction-Markt?
Dieser Markt ist im deutschsprachigen Raum sehr klein, aber es gibt auch hier genügend Möglichkeiten. Die Verlage suchen gute Autoren, das ist nach wie vor so. Es gibt im übrigen Autoren, die erfolgreich Science Fiction schreiben, die aber nicht als Autoren dieses Genres wahrgenommen werden, z.B. Frank Schätzing. Mit SF verbindet die meisten Leute eben Raumschiffe. Andere Wissenschaften werden nicht unbedingt als SF wahrgenommen. Wenn man das so wie der Schätzing macht, kommt man im Buchhandel auch in andere Regale.
Der Vorteil an der Science Fiction ist aber, dass man eine engagierte Leserschaft hat – die übrigens auch in den anderen Regalen stöbert
Lesen Sie denn privat selbst noch Science Fiction?
Nach wie vor lese ich Science Fiction, wenngleich eher unter dem Gesichtspunkt „mal gucken, was die anderen machen“. Ansonsten bin ich nicht so sehr auf Genres festgelegt: Ich lese gerne spannende Unterhaltung, Thriller, Krimis, SF, Fantasy, greife aber gerne auch mal zu einem Sachbuch oder einem Gedichtband.
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