Ein Blick auf Punkrock-Klassiker – Teil zehn
Ein Punkrock-Stück, das gut zehn Minuten lang ist? Geht das überhaupt? Und reden wir hier über Punkrock, oder ist das schon Postpunk oder Alternative oder Indie? Ganz ehrlich: Mir ist das ziemlich egal. Die Wipers haben in der ersten Hälfte der 80er-Jahre einige Platten veröffentlicht, die ich bis heute gern anhöre. Für mich zählen sie zu den besten Bands dieser Zeit überhaupt.
Höre ich mir heute »Youth Of America« an, verstehe ich das immer noch. Bei manch anderem Stück aus dieser Zeit frage ich mich ja schon, wie besoffen ich eigentlich gewesen sein musste, als ich das gut fand – bei den Wipers ist das nicht der Fall. Die Musik ist oft anspruchsvoller als der übliche Punkrock, weshalb ich die Platten früher ironisch gern als »Art-Punk« bezeichnet habe; so wie es Art-Rock gibt, müsste es ja auch Art-Punk geben.
Die Gitarre sägt unaufhörlich, der Sound ist insgesamt schneidend, fast metallisch, die Stimme wechselt ihr Tempo und wird am Ende wütend, nachdem sie am Anfang geklungen hat, als ginge es um eine harmlose Bestandsaufnahme. Ich habe die Band nie live gesehen, kann mir aber aufgrund dieser Aufnahme schon vorstellen, wie das live abgegangen sein muss – eine Spannung in den Stücken, die sich langsam aufbaut, die dann aber auch zu Pogo einlädt, nicht ganz so einfach wie die englischen Bands dieser Zeit und deshalb vielleicht etwas zu verkopft.
Für mich ist das Punkrock, und ich halte die Band immer noch für Punk, selbst wenn sie im Verlauf der Zeit immer mehr aus dieser Szene verschwand. »Youth Of America« ist vielleicht nicht das beste Wipers-Stück, aber sicher das Stück der Band, das ich am stärksten schätze. Ein echter Punk-Klassiker für mich!
1 Kommentar:
Wer »Youth Of America« von den Wipers noch nicht kennt, was ich durchaus nachvollziehen könnte, möge sich eine der Versionen anhören, die Leute bei YouTube eingestellt haben.
Hier ist ein Link:
https://www.youtube.com/watch?v=YaUzYISKKAI
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