Der Autor Jack Dann ist mir seit langen Jahren bekannt, seine wenigen Science-Fiction-Romane las ich allerdings nie. Den Roman »Der Tag, an dem ich unsichtbar wurde« fand ich befremdlich, wenngleich sehr unterhaltsam: eine Mixtur aus großem Amerika-Roman, der während des Bürgerkriegs spielt, und phantastischen Einflüssen.
Dieser Tage kam endlich seine Kurzgeschichte »Lager« dran, die im Original unter »Camps« veröffentlicht wurde. 1980 erschien sie in der Anthologie »Insekten im Bernstein«: eine sehr eindrucksvolle Lektüre, bei der ich mich hinterher allerdings fragte, ob man sie ernsthaft zur Science Fiction oder Fantasy zählen kann.
Es geht letztlich um ein Vernichtungslager der Nazis während des Zweiten Weltkriegs. Der Erzähler lebt im »Hier und Jetzt« – was zum Zeitpunkt des Schreibens dann die späten 70er-Jahre waren – in einem Pflegeheim, wo ihn die Erinnerungen an die Vergangenheit plagen. Seine Beziehung zu einer Pflegerin, die immer unklar bleibt, vermengt sich zudem mit seinen Gedanken an die Zeit im Lager und seine Freundschaft zu einem anderen Insassen.
Das Ende der Story bleibt recht offen, und sie wirkt eine Weile nach. Das ist keine oberflächliche SF- oder Fantasy-Idee, das ist mehr. Aber ist es überhaupt eine phantastische Geschichte? Ich war mir abschließend nicht sicher, auch deshalb, weil der Bezug zu »unserer« Literatur letztlich aus einem einzigen Satz besteht. Aber im Nachhinein ist es natürlich stark, dass so ein Text in einer SF-Anthologie veröffentlicht wurde ...
1 Kommentar:
Informationen zu Jack Dann, die ausführlicher sind, als ich erwartet hatte, finden sich auch in der Wikipedia. Hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jack_Dann
Kommentar veröffentlichen