18 September 2023

Schutzengel für Radler

Als ich das letzte Mal mit meinem Rad stürzte, war es Frühjahr des vergangenen Jahres: Da war ich auf einer matschigen Strecke in der Ungeheuerklamm bei Weingarten unterwegs, und als die Reifen unter mir wegrutschten, war ich gerade so langsam, dass ich praktisch stand. Kein echtes Problem also.

Doch diesmal erwischte es mich auf trockenem Boden. Ich hatte eine flotte, wenngleich nicht lange Tour hinter mir: von Karlsruhe zur Hedwigsquelle, von dort hoch zum Bismarckturm oberhalb von Ettlingen, auf der anderen Seite hinunter ins Albtal, ein wenig die Alte Steige hoch und dann wieder hinunter ins Tal. Weil es landschaftlich reizvoller war, als an den Straßen entlangzufahren, flitzte ich lieber durch den Weiherwald in Richtung Karlsruhe-Stadtmitte.

Ich hatte ein ordentliches Tempo drauf, weil ich nach Hause und unter die Dusche wollte. So bekam ich nicht gleich mit, dass sich von der anderen Seite einer Kurve her zwei ältere Leute näherten: ein Paar, beide mit grellbunten Radlerklamotten angetan, beide sehr behutsam. Weil ich nicht in sie hineinfahren, die Kurve aber trotzdem schaffen wollte, betätigte ich die Bremse.

Mein Hinterreifen rutschte auf dem sandigen Boden in der Kurve weg, und ich flog zur Seite, prallte – fast wie gelernt – mit der rechten Schulter auf den Boden und rutschte ein wenig durch den Dreck. Ich brüllte ein wütendes Schimpfwort, stand aber gleich wieder auf. Die beiden Rentner hielten neben ihren Fahrrädern und blickten mich erstaund an; ein Mann mit Bart und langen Haaren, der wohl einen Spaziergang unternommen hatte, eilte herbei.

Es war alles okay. Ich hatte ein aufgeschürftes Knie, dazu leichte Schürfwunden an den Händen und am rechten Ellbogen. Mein T-Shirt und meine Hose waren voller Staub und Dreck. Aber weder meinem Rad noch mir war etwas Ernsthafts passiert.

»Das sah spektakulär aus«, meinte der Mann mit Bart und zeigte auf den sandigen Boden. »Eine echte Rutschfalle. Und Sie hatten wohl einen Schutzengel.«

Nach kurzem Gerede fuhr ich weiter. Allerdings nicht so vorsichtig, wie es vielleicht angebracht gewesen wäre, sondern wieder schnell: Ich brauchte wirklich dringend eine Dusche.

1 Kommentar:

MartinTriker hat gesagt…

Kommt mir bekannt vor. Vor Jahren, ich auf dem Liegerad, fahre einen Weg bei Großbottwar runter. Unten eine Kurve, in der Schotter lag. Zack, mein Vorderrad rutschte weg. Schürfwunde am Knie, Lenker auch geschürft.