31 März 2020

Derber Science-Fiction-Comic

In einer Zukunft, die man sich nicht genauer vorstellen möchte, ist die Menschheit ziemlich am Ende. Die Umwelt ist zerstört, die Städte sind heruntergekommen, es ziehen verstreute Banden durch Stadt und Land, um sich gegenseitig zu bekämpfen und sich die letzten Ressourcen streitig zu machen.

Das ist die eigentliche Handlung des Science-Fiction-Comics »Devolution«, der mir leider nicht sonderlich gefallen hat. Dabei habe ich ja nichts gegen düstere Zukunftsvisionen und knallige Comic-Zeichnungen, ich habe zudem genügend SF-Filme gesehen und -Romane gelesen, in denen ähnliche Szenarien gezeigt werden.

Das Szenario, das Rick Remender entwirft, ist tatsächlich alles andere als neu. Eine Menschheit, die nur noch aus wenigen Überlebenden besteht und sich in einer feindlichen Umgebung zu behaupten versucht – das hatten wir schon oft.

Aber selten wurde es so derb erzählt: Es wird vergewaltigt und gefoltert, gemordet und zerstückelt, dazu fallen Schimpfwörter und Beleidigungen am laufenden Band. In seiner sprachlichen Derbheit ist »Devolution« unerreicht und wirkt manchmal so, als hätte man Gangster-Rap oder Deathmetal in einen Comic übertragen.

Interessanterweise sind die Zeichnungen ähnlich: Jonathan Wayshak kann offensichtlich etwas, zeigt immer wieder starke Ansichten voller Details, in denen er die apokalyptische Welt der nahen Zukunft entwirft. Dann aber wieder wirkt alles skizzenhaft, wie im Hauruck-Tempo hingeschmiert. Bei blutiger Action passt das alles, aber der Schockeffekt lässt doch sehr schnell nach.

Man kann sich an der Action und den rotzigen Dialogen berauschen, so wie man sich auch über Splatterfilme amüsieren kann. Ich konnte leider nie etwas mit dem Humor dieser Filme anfangen und tu' mich entsprechend mit diesem Comic sehr schwer. Das ist offenbar nicht mein Humor, das ist auch nicht meine Art, Geschichten zu erzählen.

Suchen wir das Positive, landen wir beim Verlag. Splitter hat aus dem Comic ein richtig schönes Buch gemacht, als Hardcover aufgebunden und sauber gedruckt. Vielleicht würde die Geschichte tatsächlich eher zu einem bewusst schmuddelig aufgemachten Heft bei einem Verlag wie Weißblech passen.

»Devolution« ist eine Art negative Science Fiction. Wer mag, darf diesen Comic auch als Dystopie bezeichnen. Wer eine krasse Geschichte mag, ist an dieser Stelle vielleicht sogar sehr richtig. Ich empfehle auf jeden Fall, die Leseprobe anzuschauen – dann sieht jede/r, ob es ihm oder ihr gefallen könnte ...

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Auf der Internet-Seite des Splitter-Verlages gibt es eine Leseprobe für »Devolution« – hier:
https://www.splitter-verlag.de/devolution.html