07 Januar 2020

»Tolkien« angesehen

Das Grauen des Ersten Weltkriegs, eine Freundschaft zwischen Jungs und Fieberphantasien von fremden Welten: Schenkt man dem Spielfilm »Tolkien« glauben, sind aus dieser Mischung die Fantasy-Klassiker »Der kleine Hobbit« und »Der Herr der Ringe« entstanden. Der Film war 2019 in die deutschen Kinos gekommen, ich hatte ihn verpasst und schaute mir am Wochenende die DVD des Films an. Mir ist klar, dass es zu diesem Spielfilm ein geteiltes Medienecho gab – mir hat er aber sehr gut gefallen.

Weil es ein Spielfilm ist, habe ich wenige Probleme damit, dass er historische und literarische Elemente so zusammenfügt, dass sie eine spannende Handlung ergeben. Mir ist bewusst, dass die Geschichte des Waisenjungen J. R. R. Tolkien, der bei einer Pflegefamilie aufwächst, und die Geschichte des jungen Soldaten, der in der fürchterlichen Schlacht an der Somme mit seinem getreuen Kameraden Sam – ja, echt, der heißt so! – nach einem Freund sucht, viele Menschen nicht zufriedenstellen wird, die nach exakten Daten und genauen Darstellungen dürsten. Ich fand aber genau das spannend.

Der Film beschränkt sich auf Tolkiens Jugend und die Kriegsjahre, auf die große Liebe und seine Rückkehr nach England. Der große Sprung zur schriftstellerischen Karriere wird nur am Ende angerissen. Themen wie die »Inklings« wurden nicht aufgegriffen, die passten aber auch nicht zum Konzept des Streifens. Darauf hatte ich ein wenig gehofft, ich war aber nicht enttäuscht – das ist dann eben ein Thema für spätere Filme.

»Tolkien« ist ein starker Film. Die Szenen vom Ersten Weltkrieg sind fürchterlich, sie sind nicht unbedingt für schwache Mägen geeignet. Das Grauen des Stellungskrieges, in dem Soldaten mit aufgepflanztem Bajonett gegen Maschinengewehrstellungen anrennen, in dem Gasangriffe und Flammenwerfer zur täglichen Realität gehören – das wird drastisch und klar gezeigt. Die Szenen mit den Freunden sind dagegen von einer gewissen Fröhlichkeit, sogar die Liebesgeschichte wird unterm Strich richtig positiv.

Die Schauspieler fand ich überzeugend, das Drehbuch setzte für mich die richtigen Akzente. Wer allerdings den »Herrn der Ringe« nicht kennt, also weder das Buch gelesen noch die Verfilmungen gesehen hat, der wird sicher nicht den Eindruck gewinnen, der sich mir bei diesem Film geradezu aufdrängte. Es ist einer der Filme, die man nach einigen Jahren auch wieder ansehen kann – lohnenswert!

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Ich finde den Wikipedia-Eintrag zu dem »Tolkien«-Film gut, weil da alle Fakten drinstehen und ich sie mir somit sparen kann:
https://de.wikipedia.org/wiki/Tolkien_(Film)


Durchaus eindrucksvoll ist der Trailer zu »Tolkien«; finde zumindest ich. Hier, bei YouTube:
https://www.youtube.com/watch?v=ywt1BpbnyHE