09 Mai 2018

Bei St. Peter und Paul

Auf der Kaiserallee standen wir nebeneinander: ich in meinem Auto auf der rechten Spur, links von mir der Motorradfahrer mit dem »Harley Davidson«-Aufnäher auf der Jacke. Der Motorradfahrer ließ seinen Motor aufheulen, er hatte es offenbar eilig. Das alte Lied »Harley David (son of a bitch)« von den Bollock Brothers kam mir in den Sinn, meine Laune war positiv.

Die Ampel schaltete auf grün, der Motorradfahrer und ich rollten los. Er setzte sich vor mich, und weil es eine Reißverschluss-Situation war, zog ich mit meinem Auto ebenfalls auf die Mitte.

Auf einmal hatte ich grelles Fernlicht hinter mir: Offenbar hatte ich übersehen, dass der SUV-Fahrer hinter mir ebenfalls ein Zeitproblem war oder das Reißverschlus-Verfahren falsch verstanden hatte.

Er fuhr hinter mir her, die ganzen paar hundert Meter bis zur nächsten Ampel. Dabei hielt er den Sicherheitsabstand ein; ich konnte seine Lichter nicht mehr sehen und war mir sicher, dass er keine zwanzig Zentimeter hinter mir fuhr. Ich gab mir Mühe, ruhig zu bleiben und keinen Stinkefinger zu zeigen. Aber er hätte ihn aus seiner erhöhten Position eh nicht wahrgenommen.

An der nächsten Ampel – links erhob sich die Peter-und-Paul-Kirche – hatte ich Grün. Ich rollte über die Ampel und fuhr über die Rheinstraße weiter.

Auf einmal nahm ich die Bewegung hinter mir wahr. Der SUV-Fahrer nutzte seine Chance und überholte rechts. Die Straße war zwar an dieser Stelle einspurig, und rechts parkten überall Autos.

Aber wofür hat man eine Fahrradspur? Er gab eifrig Gas, ein Fußgänger rannte über die Straße, und so schaffte es der SUV-Fahrer, genau eine Wagenlänge vor mir an der nächsten Ampel zu halten. Ich merkte, wie er mich im Rückspiegel musterte.

Und ich wusste, dass ich meinen Meister gefunden hatte …

4 Kommentare:

RoM hat gesagt…

Dia dhuit, Klaus.
Erwarb man/frau in früheren Zeiten, mit dem Kauf eines Sterns der S-Klasse, die eingebaute Vorfahrt mit, so ist es in der Moderne die Erhebung in den verkehrsuntauglichen Adelsstand, der sich mit Besitz & Führen eines Straßenpanzers verbinden lässt. :-)

bonté

Uli Thomsen hat gesagt…

Mal wieder SUV-Bashing? Früher waren die Porsche-Fahrer die betroffenen Neidobjekte, später die Mercedes-Fahrer, heute die SUV-Fahrer, morgen dann alle(Nicht-Elektro)Autofahrer? SOLCHERLEI Urban Legends kann man nämlch über ALLE Gruppen von Verkehrsteilnehmern, vom Fußgänger über den Biker, den PKW-Fahrer beliebiger Marken, bis hin zum LKW-Fahrer erzählen - und sie sind alle objektiv WAHR: weil es nämlich in jeder dieser Grupen ungefähr 1% Ar***löcher gibt. Aber es ist natürlich einfacher, so wie es die anderen tun, Menschen in Vorurteils-Schubladen zu packen (sonst hätte die Fahrzeugart ja nicht genannt werden müssen...) und derart über die gerade meistgebashte Gruppe (aktuell die SUV-Fahrer) abzulästern.

Enpunkt hat gesagt…

Ich finde nicht, dass ich SUV-Fahrer pauschal angegriffen habe. Das wäre auf jeden Fall falsch. Es ging mir nur um eine Begebenheit am frühen Morgen.

Ich habe auch schon über BMW-Fahrer oder Radfahrer entsprechende Geschichten erzählt. Und ich habe einen BMW und ein Fahrrad.

Also: Falls der Text »bashend« wirken sollte, war's keine Absicht.

RoM hat gesagt…

Hoi, Klaus.
Anmerkenswert, wenn mit "Vorurteils-Schubladen" gewedelt wird, obschon sich in Deiner kurzen Erzählskizze keine aufgelegten Vorurteile hineinlesen lassen...
Eine nüchtern, ironische Verhaltensbeobachtung - ja. "SUV-Bashing" - nope.

bonté